Siedlungen der Westküste Grönlands: Maniitsoq, Aasiaat, Qasigiannguuit - Liebe zur Erde

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Siedlungen der Westküste Grönlands: Maniitsoq, Aasiaat, Qasigiannguuit




Siedlungen an der Westküste:

Maniitsoq (ca 3000 Einwohner) , Aasiaat (ca 3000 Einwohner), Qasigiannguuit (1200 Einwohner), weitere folgen!


2. Überschrift: Achtung: wenn Sie romantische Darstellungen der Lebensweise einer Jägerkultur suchen, wie sie vor der Dänischen Kolonialisierung und Siedlungsbildung waren, werden Sie auf dieser Seite enttäuscht.

In gewisser Weise ähneln sich die Orte: auf hügeligen kahlen Felsen sind in bunten Farbtupfern verstreut bunte Häuser in skandinavischer Holzbauweise. Als Kuriosität stehen vereinzelt noch alte, aus Torf oder Erdsoden gebaute Hütten, wie sie die Einheimischen früher bewohnten, doch mehr ist von der alten Kultur äußerlich nicht mehr zu sehen. Im Hafen liegen die Plastikboote der neuen Zeit, die die Kanus abgelöst haben. Jede Siedlung hat eine Fischfabrik (oder hatte zumindest eine) und gewaltig große Öltanklager - der Blickfang jedes Hotels mit Meerblick, das wir bislang hatten - direkt am Hafen, deren Vorräte die Siedlung durch den Winter bringen müssen. Hinzu kommen etliche mehrstöckige Blockanlagen mit Wohnungen für all diejenigen, die sich das schöne Haus mit Meerblick an entsprechend windexponierter Stelle nicht leisten können. Das Straßennetz der Orte ist geteert und reicht vom Öllager am Hafen durch die Hauptstraßen der Siedlung bis zum Flughafen, falls einer vorhanden ist - alles in allem so um die 5-25 km Straßennetz. Auf diesem verkehren neben den normalen Fahrzeugen auch Busse, Laster, Tanklaster und Allradangetriebene SUVs, auch hat jeder Ort ein oder mehrere als Taxi fungierende Fahrzeuge. Im Winter haben allerdings dort, wo vorhanden, Hundeschlitten Vorfahrt - sie sind fast die letzten Zeugnisse davon, daß es hier eine alte Kultur gab, die gänzlich anders lebte. Will man von DIESER Kultur mehr erfahren, muß man ins Museum - eine wirklich interessante Einrichtung, die es dankenswerter Weise in jeder der genannten Siedlungen gibt. Hier erfährt man etwas von den alten Werkzeugen und Booten, der Jagdtechnik und ein bisschen, wie die Menschen ihr Leben eingerichtet hatten, bevor die Dänen kamen.

Daß ein paar Dinge dann doch anders sind als in Europa, sieht man an Kleinigkeiten. Vor einigen Häusern stehen statt Autos aufgebockte Boote. In den Veranden und vor einzelnen Fenstern der Wohnblockanlagen hängt Fleisch auf Leinen zum Trocknen, wo es auch den Winter über bleibt. Und es gibt ein paar abenteuerliche Konstruktionen zum Wäschetrocknen. Vereinzelt haben Häuser einen angeleinten Schlittenhund vor der Tür. Die meisten dieser Tiere sind im Sommer entweder auf Inseln verbannt oder liegen angeleint auf den Wiesen herum und heulen sich durch den Tag. Im Supermarkt gibt es Outdoorsachen und Gewehre zu kaufen und immer wieder sieht man auf Veranden hängende Schlafsäcke zum Trocknen.

Gejagt wird allerdings nur noch zu privaten Zwecken am Wochenende, das meiste Fleisch kommt heutzutage aus dem Supermarkt, sprich: aus den schönen "artgerecht" geführten widerlichen Mastanlagen Mitteleuropas. Die Krabben, die hier in jeder Fischfabrik verarbeitet werden, gibt es hier nirgends zu kaufen - sie kosten, reimportiert, im Supermarkt dann in Plastikdöschen verpackt 5€ für 100 Gramm. Das Angebot in der örtlichen Fisch- und Fleischhalle ist vorhanden, aber eher mager. Wir haben nie mehr als 1-2 Verkäufer gesehen mit wenigen Tieren. Auch in den Hotels und Restaurants gibt es den üblichen europäischen Schund zu essen wie Burger, Pommes oder paniertes Fischfilet. Wer frischen Fisch aus einheimischem Fang möchte, hat in den üblichen Restaurants oft schlechte Karten. Das ist hier der Punkt, den ich am wenigsten verstehe: Die Fischer und Jäger bekommen nichts mehr für ihren Fang, davon leben zu können ist in den Siedlungen fast ausgeschlossen: angeblich gibt es noch um die 2000 Jäger im Outback, die nur von der Jagt leben. Klar - wenn man mit den Dumpingpreisen der Mastanlagen vom Festland konkurrieren muss. Aber warum wird das Zeug überhaupt eingeführt? Grönland hat seine Menschen auch früher ernährt und Fisch gibt es in Überfülle - er wird täglich in die Fabrik angeliefert. Aber auch in Europa muß ja alles billig sein - schöner Fisch aus Grönland (und jedem anderen noch unverschmutzten Erdteil), ohne jede Chemie oder anderen Murks gefüttert, wird nicht als Delikatesse gehandelt, sondern als Dumpingfood bei Aldi. So zeigt sich bin heute in unserer Gier auf "billig", wie einer ganzen Kultur die Lebensgrundlage und damit die Würde entzogen werden.

Wale zum Beispiel, die sich hier vor der Küste tummeln, dürfen von den Inuit nur noch mit Quote gejagt werden: jedes 2. Jahr einer zu traditionellen Zwecken und ansonsten in begrenztem Umfang. Das reiche Japan hingegen schert sich einen Dreck um die Fangverbote und schlachtet jährlich Hunderte hin. Das zeigt einmal mehr, wie ausgeliefert ein Volk ist, das klein ist und keine Lobby hat.



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Maniitsoq:


hat - abgesehen von dem Hotel Arctic in Ilulissat - das beste Hotel, das wir auf unserer Reise gesehen haben. Vom Bett der Zimmer mit phantastischem Meerblick aus konnten wir zudem die Wale blasen, springen und jagen sehen. Die Siedlung wird wohl wenig von Touristen frequentiert. Unten an der Straße stehen Frauen und bieten Second Hand Kleidung, aber auch handgearbeitete Dinge zu günstigen Preisen an: Gestricktes aus der Wolle des Moschusochsen, Tulipaks und Schmuck aus diversen Knochen, Fellhandschuhe. Eisberge jedoch gibt es keine, dafür kann man Ausflüge in die umliegenden Fjorde unternehmen.

Aasiaat:


Hier hat uns das Seemannsheim beherbergt, das es sich zur wirklichen Aufgabe gemacht hat, den durchkommenden Seeleuten eine alkoholfreie Unterkunft und was zu essen zu verschaffen: Die Zimmer sind ordentlich eingerichtet und das Essen ist wirklich günstige solide Hausmannskost aus den europäischen Massenerzeugnissen. Das Haus wird im Geist und Humor des Dänischen Protestantismus geführt, der harte Arbeit jeglicher Form von Vergnügen vorzieht. Die kleine Stadt hat ein Museum mit Exponaten der alten Inuit-Kultur, es gibt gleich 2 Supermärkte neben ein paar weiteren kleinen Boutiquen und Läden und in einem der Burgerrestaurants gibt es auch Thailändische Küche. Aasiaat hat neben vielen Inseln diesen Sommer (2014) auch 2 Monate Nebel zu bieten. Wale sind uns in den Buchen keine begegnet, es gibt aber einen Kajakanbieter, der Kajaktouren zu den Tieren anbietet.

Qasigiannguuit



Hier liegen Eisberge in der Bucht und in der Ferne sieht man die Eisbergparade, wie sie sich durch die Diskobucht zieht. Qasigiannguuit hat eine wunderbare bergige Natur direkt vor der Haustür, mit Seen und Buchten, die sich wirklich einfach erwandern lassen. Selbst wer es auf gebahntem Fahrweg nur bis zum Friedhof schafft, wird mit einem fantastischen Blick auf einen herrlich daliegenden See belohnt: die Gegend erinnert an unsere mitteleuropäischen Hochgebirgsregionen - nur ist man hier nur 50-100 m über dem Meeresspiegel. Durch den Ort jaulen die Schlittenhunde, die - überwiegend angeleint - in Gruppen auf Futter warten oder schlafen. Gelegentlich ziehen Wale durch die Bucht - in unserem Fall waren sich zum Fotografieren schlicht zu weit weg.

Hervorzuheben ist auch das Museum, das gleich auf 4 Häuser verteilt ist: hier kann man einen Eindruck von den alten Siedlungen der Inuit bekommen, ihren Werkzeugen, Kochstellen und den Tieren, die sie jagten. Diese Menschen, die zu den härtesten Völkern der Erde gehören müssen, haben es geschafft, dieser extrem unwirtlichen Natur eine Lebensgrundlage und eine Kultur abzuringen: Welche eine Leistung! Und wie bitter muß es sein, innerhalb weniger Generationen erleben zu müssen, daß die Fertigkeiten, die zum Überleben beitrugen und den sozialen Status ausmachten, plötzlich nichts mehr zählen - weil man von einer neuzeitlichen Kultur überrannt wird, die scheinbar alles besser macht und die Menschen zu Hilfsarbeitern degradiert. Mir will scheinen, daß die Geschwindigkeit, mit der sich die Jugend  heute in die Wandlungsprozesse stellt und mitgestalten will, erstaunlich ist und letztlich für die starke Unerschütterlichkeit dieses Volkes spricht.

Das einzige Hotel im Ort liegt auf einer Klippe, von der man einen wunderbaren Ausblick hat: hier ist man direkt in der Natur. Von den an sich gemütlichen Zimmern, die allerdings etliche Nachteile haben, kann man das jedoch nicht sagen: Alle Zimmer liegen unter dem eher flachen Dach des Hauses und sind mit Dachflächenfenstern ausgestattet. Der Ausblick aus den verbleibenden kleinen Fensterteil geht entweder aufs Dorf oder auf die Öltanks im Hafen, nur 2 Zimmer haben wirklich Meerblick. Hinzu kommt, daß durch die Fenster bei kaltem Wetter auch Kälte in die recht kleinen Zimmer fällt - genauer gesagt auf das Bett. Bei Minusgraden stelle ich mir das nicht mehr so prickelnd vor, meiner Ansicht nach ist das Haus also nur für die Sommermonate geeignet.

 
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