Liunxija - Liebe zur Erde

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Liunxija



Liunxjia (oder so ähnlich)... wer Pause braucht, ist hier richtig!



Ein Stück weit sind wir sowohl aus den Höhenlagen von Xiahe als auch von den Unterkunftsmöglichkeiten Labrangs hierher geflüchtet (besonders erwähnenswert der Zustand der Klos im Red Rock – für unsere jammernden Bäuche eine Zumutung) und nun hier mit mehr Zeit gestrandet als vorgesehen. Nach den vorangegangenen Klimatischen Freuden wie zu feucht (Peking), zu heiß (Wüste), zu hoch (Xiahe) sind wir nun endlich richtig und entdecken zu unserem Staunen auf ca 1700 m Höhe ein aufstrebendes, neu aus dem Boden gestampftes Städtchen mit ca 100 000 Einwohnern, das uns eine wohlhabende und lebenswerte chinesische Gesellschaft zeigt mit einer Infrastruktur, in der auch wir uns wohl fühlen können. Seltsamerweise übergeht der Lonely Planet den Ort, so wissen wir bis zur Ankunft nicht, ob wir ein Hotel finden. Dabei kann man von hier aus herrlich und ohne Streß Bingling Se besuchen!
Überhaupt ist die Anfahrt mal wieder abenteuerlich - denn auch hier gibt der Lonely Planet - ohne den man in China echt nicht reisen kann - seinen Geist auf:


Die Fahrt über den gestauten Gelben Fluss - Das Reservoir:

Diese Überfahrt über das Reservoir ist ja nun ein Abenteuer für sich. Angeblich fährt ab Linxia mehrfach täglich ein Bus nach Liunxia - aber weit gefehlt, zumindest haben wir ihn nicht gefunden. Statt dessen bringt uns ein Taxi hier zur Fähre - eine Fahrt, die wir extrem genießen, führt sie doch über Land und durch die Anbaugebiete einfacher Bauern: das Leben scheint hier entspannt zu sein, überall sehen wir ältere Menschen an Brettspielen im Feierabend, und die Erde scheint extrem fruchtbar zu sein: Mais schießt fast in den Himmel und auch sonst wirkt alles, als ob es aus den Nähten platzt. Lössgebiet ist das hier, meint Andreas. Die Fahrt versöhnt uns ein wenig mit dem Land und wir schauen wieder begeistert aus dem Fenster.

Am Stausee stoßen wir auf einen Bus, der nach Liunxia fährt und gleichfalls auf die Fähre wartet - so haben wir also Glück mit dem Anschluss.



Was dann als Fähre über die leichten Nebel des Wassers geistert, hinterlässt uns sprach- und fassungslos. Das ist noch härterer Toback als am Amazonas. Mann o Mann. Leider habe ich nur Videos gedreht, für Bilder war keine Zeit, es ging alles so schnell: die Autos mussten bis zur Kühlerhaube durchs Wasser durchfahren, bis sie sowohl festen als auch trockenen Grund haben. Die Fähre war völlig einseitig be- und insgesamt überladen. Da ich - bekanntermassen mit den Folgen meines gehackten Lapops unterwegs - keine Videobearbeitung machen kann, muss das einstellen von Bildern zum Ereignis hier mal warten...

 



Liunxjia liegt unterhalb eines Staudammes des gelben Flusses inmitten einer von Löß geprägten Landschaft. Es gibt einen alten landwirtschaftlich geprägten Ortsbereich, vom gelben Fluß mit einer großen Mäander umschlossen.










Dort in den roten Hang gebaut findet sich auch ein Tibetisches Kloster und einige Höhlen – inwieweit die Anlage in Betrieb ist, wissen wir nicht.

Neben dem neueren Ortskern gibt es 2 separate Hochhaussiedlungen, die den wachsenden Wohlstand der letzten 20 Jahre deutlich wiederspiegeln. Die Straßen wirken zunächst regelrecht ausgestorben und wir fragen uns bei Ankunft, ob wir in einer Geisterstadt gelandet sind (der Bauboom in China wirkt ja zum Teil recht wild und unkontrolliert). Dann entdecken wir jedoch bei Dunkelheit, in wie vielen Wohnungen tatsächlich Licht brennt – wo arbeiten diese Menschen nur alle?



Abends strömen die Menschen über eine Fußgängerbrücke auf die großen Plätze – und genießen sichtlich das Leben: es wird geturnt, getanzt, geangelt, gespielt – die Menschen sind entspannt, blicken uns offen und neugierig an – ohne jede Reserviertheit. Manche rufen oder grüßen – und wir winken zurück. Sehr viele Kinder sind unterwegs – auch hier dominieren die Kinder unterhalb des Schulalters, aber vereinzelt sieht man auch ältere Mädchen. Der Ort erweckt in uns den Eindruck, als ob die Familien, die es sich leisten können, hier her ziehen aus dem total verstopften und überfüllten Lanzhou, um ihre Kinder in einer guten und ruhigen Umgebung aufwachsen zu lassen. Und das Klima hier ist erstmals - für die Sommermonate - wirklich phantastisch: wir liegen auf knapp 1700 m Höhe.

    

Unser Hotel – mit 4 Sternen gesegnet – liegt direkt am Fluß und bietet uns abgewirtschafteten Reisenden einen riesigen Raum mit Sitzecke am Fenster, 15 Stockwerke über dem fließenden Strom: für uns gerade einer der besten Orte der Welt, tief in der Chinesischen Provinz Ganzu. Im Hotel gibt es ein als A klassifiziertes Restaurant, in dem wir alles und noch was zu uns nehmen – und unsere Verdauung beruhigt sich wieder, die sich weder durch Fasten noch durch Schonkost in den Griff bekommen ließ.

 

Alles in Allem: wer Pause braucht, ist hier richtig. Allerdings gehen die Abenteuer einem auch hier nicht aus: Entgegen der Hotel- und Bankenreklame des Ortes kann man hier weder mit Kreditkarte bezahlen, noch irgendwo im Ort Geld wechseln oder abheben – also unbedingt flüssig kommen, wenn man einen Ausflug nach Lanzhou vermeiden will! Das Hotel muss über den gesamten Aufenthalt vorbezahlt werden (oder zumindest für die jeweils nächste Nacht), ansonsten steht man Abend nach Abend vor verschlossener Zimmertüre. Gleichfalls können sie sich rühmen, die teuerste Reinigung der Welt zu haben: ein kleiner Kleidersack mit 4 T-Shirts, 3 Hosen, einer Wolljacke und Unterwäsche kostete sage und schreiben 200 RMB (!!) – und dann muss man unbedingt noch aufpassen, daß alles zurück kommt! Sie haben einen perfekt englisch sprechenden Manager, dennoch waren die Mädchen am Empfang jedes Mal heillos überfordert.





 
 
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