Dharamsala oder McLeod Ganj - Liebe zur Erde

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Dharamsala oder McLeod Ganj

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McLeod Granj bzw Dharamsala







Dharamsala, besser gesagt der Ort darüber, McLeod Granj, ist Exilheimat des Dalai Lama in Indien, Sitz der Tibetischen Exilregierung und weiteren ca 10 000 Tibetern, die 70% der Bevölkerung dieser Ortschaft in den Bergen stellen. Es ist eine der reichsten Ortschaften in Indien, die ich bislang gesehen habe und mutet fast italienisch an - man sieht den Einfluß westlicher Gelder, die hier her fließen, auch durch den kontinuierlichen Touristenstrom. Profitieren davon tun allerdings vorrangig die Hindus der Region, die Mieten für Hotel oder Shop sind horrend und machen die "Locals" schön reich.
Wer sich v.a. für die spirituellen Themen interessiert, blättere weiter zu den anderen Seiten. Hier geht´s um den Ort und das Leben der Tibeter.

Der Ort schmiegt sich an die Hänge der Himalaja-Ausläufer und zählt zu den regenreichsten in ganz Indien. Die Einwohner betreiben entweder ein Restaurant, oder ein Hotel, oder  Shops - wobei die meist an Kashmiris vermietet sind. Viele Besucher kommen für längere Zeit und mieten sich dann in einem der Hotels ein. Shoppen ist in Mcleod Granj teurer als in Manali, aber man bekommt hier umfangreiche Literatur zu allen Tibetischen Themen und Mengen an Tibetischen Heilkräutern, Räucherstäbchen, Ölen und ein vom Dalai Lama gesegnetes Medikament (letzteres nur im Tempel, es wird zur Abwehrstärkung verabreicht). Anders als in Manali, wo mich gleich zweimal das Essen in "Touristenrestaurants" krank gemacht hatte (ein Übeltäter war Zitronentee), konnte ich mich hier bedenkenlos, wenngleich mit der üblichen Vorsicht, verköstigen.

     Läden in McLeod Granj               
    
                                                                                      


Nach wie vor treffen hier tibetische Flüchtlinge ein, auch Ex-Gefangene und in chinesischen Gefängnissen gefolterte. Im Gebäude gegenüber meines Hotels werden diese Neuankömmlinge  untergebracht. Man sieht sie morgens mit Gebetsbüchern in der Hand auf den Dächern, wo sie sich stehend und gehend in die Texte versenken.










Mein Wirt, bei dem ich täglich esse, war einer von ihnen: Zunächst Mönch in Tibet, dann 4 Jahre politisch Gefangener, der auch gefoltert wurde. Danach war an eine Rückkehr ins Kloster wohl nicht mehr zu denken. In Dharamsala hat er geheiratet und kocht nun für sein 9 m² -Restaurant Momo und Thukpa. Ein Mensch mit einem unglaublichen feinen Humor, den er trotz all seiner Schädigungen bewahrt hat - wie viele hier.









Es gibt eine Menge an Hilfsprojekten für die Menschen hier: Von der psychologischen Betreuung der Flüchtlinge und die Erstausstattung von z.B. Kleidern und Matratze bis hin zu diversen wirtschaftlichen Initiativen:

Im Tibetan Handicraft Centre z.B. in der Straße unweit der Post werden Teppiche geknüpft:



                                                                


Die einzelnen Produktionsschritte sind dabei zu beobachten, die Leute sind außerordentlich freundlich und freuen sich über interessierte Besucher, auch wenn diese nichts kaufen. Einer der seltenen Gelegenheiten in Indien, in Ruhe sehen und staunen zu können, ohne angemacht zu werden.

           
                                                                     


Neben Teppichen haben sie in dem angeschlossenen Laden auch die üblichen Tibetischen Gegenstände wie Malas, Gebetsmühlen, Räuchergefässe, Räucherstäbchen, Tibetische Fahnen und was nicht alles mehr. Ich mag eingentlich keine Teppiche. Aber diese hier waren so schön, daß ich mir meinen blauen Teppich tatsächlich hier gekauft habe. In meinem Fall waren die Leute so freundlich, nicht nur die Einkäufe aus ihrem Laden, sondern auch noch die anderweitig gekauften Sockenstapel mit in das Paket zu packen und nach Deutschland zu verschicken. Der Zoll hat es anstandslos passieren lassen und im Paket war alles drin, derweil ich das Packen und Verschicken nicht überwacht hatte - empfehle ich nicht für den Rest vom Indien!

Hier sieht man eine Spezialität des indischen Postsystems:


         

Alle Pakete, hier ein Teppich, müssen in weißes Tuch eingenäht und versiegelt werden. Dann
wird es zur Post getragen, die in McLeod Granj gleichzeitig ein Schneider und Wimpelverkäufer betreibt:




All diese weißen Pakete warten also auf ihren Transport - und das mit dem Einnähen müssen ist zumindest noch in den nördlichen Provinzen Pflicht!




Mein klare "Wirtschaftsstrukturen" gewohnter Partner hat nicht schlecht gestaunt, als er am eigenen Leibe erfuhr, welch ein Tagesgeschäft es ist, ein 20 kg-Paket in Leh an der Post aufzugeben!: Taxi zum Hauptpostamt am Flughafen - und bitte einmal rumdrehen, das Paket muß zum Schneider. Also zurück zum Markt, denn beim unteren Postamt hatte kein Schneider ein entsprechend großes Tuch. In Leh im Markt - lehnen alle Schneider erst mal ab, das Teil sei zu groß. Der Letzte in der Straße erbarmt sich, da schleifen wir die 20 Kg schon einen halben Kilometer weit. Stunden später das Postamt am Markt - nimmt nur Pakete bis 10 Kg an. Also Taxi zurück zum Hauptpostamt. Jetzt werden wir zumindest eines Blickes gewürdigt und - jetzt erst - kommt das Paket auf die Waage: es sind aber 20,5 Kg!!! Und jetzt…? Bei schlechter Laune müssten wir die ganze Tour nochmal machen, denn man kann ja nicht einfach etwas herausnehmen aus einem zugenähten Paket. Dem Herrn sei Dank für kleine Gnaden - es wurde so verschickt!



Tägliches Leben in McLeod Granj


Die Spiritualität, wie sie durch den Dalai Lama vertreten wird, macht den Ort zu einem Hauptanziehungspunkt. Kenner des Buddhismus sagen allerdings, wer geistige Schulung suche, tue dies besser in Katmandu oder in Leh, hier sei die Atmosphäre zu politisch. In der Tat treibt die Mischung aus Spiritualität, westlichem Geld, vielen suchenden Tourist(inn)en und das Sehnen nach budhistischer Liebe diverse Blüten. Etliche Mönche hier leben nicht als Mönche, legen aber auch die Robe nicht ab, weil - so die Erfahrung - sie dann für ausländische Touristinnen attraktiver werden. Das wird auch offen zugegeben. Nicht selten geschieht es, daß selbst ein hochrangiger Mönch und Lehrer eine seiner blonden Schülerinnen heiratet. Im Jahr 2005 gab es angeblich mehr als 40 Hochzeiten zwischen Exiltibetern und Ausländerinnen. Die umgekehrte Variante scheint deutlich seltener. Auch normale Inder sind längst nicht so attraktiv.

Ein zweiter beliebter Sport unter den jungen Leuten im Ort ist
"Englisch lernen". Zu diesem Zweck sucht man Sponsor(inn)en, die einem das für ein oder mehr Jahre finanzieren. Einige können sich damit brüsten, gleich mehrere Sponsor(inn)en dafür an Land gezogen zu haben und erfreuen sich in der Folge des Lebens. Auch Männer (hier ein Amerikaner) werden um Nachhilfe gebeten, es scheint gelegentlich tatsächlich um des Englisch willen zu sein. Das Englisch lernen sieht ansonsten so aus, und zwar Tag für Tag:







     



… hier wird Karten gespielt, auch Backgammon ist beliebt. Eine Tätigkeit, die sich "Englisch lernen" nennt….





Das Norbulinka Institute





                                                                      


Das Norbulinka Institut wurde gegründet, um tibetische Künste, das Kunsthandwerk und tibetische Traditionen im Exil weiter pflegen zu können. Insbesondere für junge Tibeter ist es wichtig zu erleben, daß ihre Kultur auch künstlerische Werte schafft, die international gefragt sind - und die eigene Existenz sichern können. Auf dem herrlich begrünten und gepflegte Gelände befindet sich ein Tempel, ein Museum, ein nobles, in Tibetischer Art gehaltenes Hotel und eine Reihe von Schulen.








So kann man Thankamalerei lernen, Möbelbemal- und Möbelherstellung werden gepflegt, Mode geschneidert, von der traditionellen Schürze bis zur modernen Bettwäsche - herrliche Unikate werden hier erzeugt. Zudem leben hier ca. 150 Menschen - die meisten sind Lehrer und Künstler.


                                 





Auch ein Besuch auf deren Website ist sehr empfehlenswert:
http://www.norbulingka.org/, dort sind phantastische Bilder zu sehen der Anlage, die Künste werden vorgestellt  und z.B. auch die Innenausstattung der Hotelzimmer wird gezeigt.


                                



                    

Und noch ein spirituelles Highlight gibt es in der Nähe: in der Gyuto Monastry residiert der


17. Karmapa -



zumindest einer der beiden, die als Anwärter in Frage kommen und geweiht wurden: In dieser ältesten Reinkarnationslinie, gegenüber der Linie des Dalai Lama um 200 Jahre älter,  gibt es diese 2 Anwärter für den Posten. Der obige,  Ogyen Trinley Dorje aus der Gyuto Monastry wurde vom Dalai Lama 1992 anerkannt.  Der andere ist älter und wurde von dem höchsten zuständigen Lama der Richtung anerkannt. Das Ganze ist wie vieles im tibetischen Buddhismus kompliziert, man sehe dazu die Veröffentlichungen.

Ich bin dort an einem Nachmittag, an dem "Audienzen" stattfinden. Der Karmapa wird ähnlich scharf beschützt wie der Dalai Lama. Etwa 200 Menschen, viele Frauen mit kleinen Kindern auf dem Arm, haben sich eingefunden und werden durch Metalldetektoren  geschleust. Wie er dann mit seinen Begleitschützern kommt, wird es ganz still in dem großen Saal, selbst die kleinen Kinder tun keinen Muks mehr. Vielen gilt das als Zeichen seiner religiösen bzw spirituellen Größe. Audienz ist wohl das falsche Wort. Es handelt sich eher um einen Massensegnungsbetrieb: dem Karmapa wird von jedem Besucher eine Kata präsentiert, die er dann nutzt, um sie dem Verehrer um den Hals zu legen. Ein Helfer überreicht dann die vom Karmapa vorher gesegneten roten Bändchen, die man um das Handgelenk trägt. Nach vielleicht 15 Minuten ist das Geschehen vorbei.

Unten im Hof haben sich Mönche zum gemeinsamen Rezitieren zusammen gefunden. Leider finde ich die Sounddatei nicht wieder, die ich gemacht habe.


 
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