Die Stimme der Stille? Drogen und Partyboote im Nationalpark - Liebe zur Erde

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Die Stimme der Stille? Drogen und Partyboote im Nationalpark

Partyboote und Wasserboote: Lärm im Nationalpark von Mljet -
Touristen unerwünscht?




Eigentlich sind die Zeiten des Kommunismus des vormaligen Yugoslawien vorbei. Wenn man auf die Art schaut, wie der Tourismus im Nationalpark von Mljet, DER Perle der Adria, organisiert ist, hat man jedoch den Eindruck, Korruption und Missmanagement haben einen großen Bund mit dem Omerta der Adria geschlossen. Touristen scheinen da eher lästig - zumindest Touristen der normalen Art, die sich im Urlaub irgendwo naturnah erholen und entspannen wollen. Mljet hat aufgrund seiner Schönheit und ansonsten völlig fehlenden Infrastuktur überwiegend Naturliebhaber angezogen. Aber jetzt:


Beispiel 1: das Wasserboot - eine Höhrprobe.


Mit einem unisolierten schweren Dieselmotor an Deck wird das Wasser 2015 so wie vor der Milleniumswende schon bis zu 6 Tage die Woche für jeweils 4 Stunden in die Speicher gepumpt - vor den Hotelfenstern. Danach ist dann wieder 6-10 Tage Ruhe. Der Hotelmanager, der die Bootsgesellschaft beauftragt hat, darauf angesprochen, streitet jede Verantwortung ab und behauptet doch ganz frech, der Motor an Deck sei isoliert. Das Bild im Video sagt dazu alles. Nur: wer hat die Verantwortung dann, wenn nicht das beauftragende Hotel?



Möchten Sie gerne einen Urlaub in ruhiger Naturumgebung angepriesen bekommen und dann bekommen Sie dieses Wasserboot zum Frühstück serviert - Tag für Tag?

Doch damit ist die Geschichte noch nicht zu Ende: hat man den Mittag bei dem Motorenlärm rumgebracht, kommen Abends die Partyboote. Auch diese sind in dem Video deutlich vernehmbar, der Touristenprotest dagegen schafft es regelmäßig in die Bewertungen des Hotel Odisej auf Tripadvisor, denn die schwimmende Diskothek ankert gerade mal 8 Meter weiter unterhalb der Hotelfenster. Die großen Veranstalter haben das Hotel wegen der vielen Beschwerden daher schon vor Jahren aus ihren Katalogen genommen. Resultat - Keines.

Das mit dem Lärm durch Partyboote ist so seit nunmehr 15 Jahren, und von Jahr zu Jahr wird es schlimmer. 2015 zählten wir bis zu 20 dieser Boote in der Bucht. Wieso ist dieser Lärm in diesem Naturpark überhaupt erlaubt? In anderen Parks in Kroatien darf man noch nicht mal eigene mitgebrachte Musik hören. Die Ausreden des Hotels, die Urlauber Tag zu Tag zu hören bekommen, sind wohl so alt wie das Problem selber: keiner ist angeblich zuständig und jeder schiebt es auf den Anderen. Doch wer profitiert denn davon, wenn dem Hotel und den Einheimischen die Touristenübernachtungen wegbrechen? Muß man davon ausgehen, daß es sich hier entweder um grandiose Dämlichkeit der Verantwortlichen handelt - oder....?


Ich habe mir das mal genauer angeschaut. In dem Drama auf der Insel gibt es folgende Mitspieler:

• Hotel Odisej, die Atlas Hotelkette und das Management
• Hotel Odisej... - weitere Angestellte
• Der Hafenmeister
• Die Hafenbehörde in Dubrovnik, die für die Einhaltungen der Regularien am Hafen zuständig ist
• Die Polizei auf Mljet, die (seit einigen Jahren übrigens erst!!) weit weg vom Ort des Geschehens stationiert ist und sich Nachts lieber mit anderen Dingen beschäftigt als regelmäßig über die ganze Insel nach Pomena zu fahren, wo der Lärm statt findet.
• Die Verwaltung des Nationalparks
• Die Veranstalter der Partybootreisen
• Die eigenverantwortlich agierenden Kapitäne der kleinen Kreuzschiffe und speziell dafür ausgebauten Partyboote
• Das Tourismusministerium in Zagreb

Alle Verantwortlichen werden regelmäßig von dem Problem in Kenntnis gesetzt - verändert hat sich bislang gar nichts. Nur EINE Behörde hat  bislang so rein gar keine Rolle gespielt, und das ist schon etwas verwunderlich, wenn man sich diese Spaßboote mal genauer anschaut: die Drogenkontrollstellen.


Aber Schritt für Schritt. Wenn sich der normale naturliebhabende Tourist über den Lärm vor seinem Fenster beschwert, den er nicht mitgebucht hat, beginnt folgendes Prozedere in eben dieser Reihenfolge:


Das Hotel sucht für den sich Beschwerenden ein ruhigeres Zimmer nach hinten raus und bucht die Gäste ohne Umstände um - wenn es geht. Von Juli bis August ist das fast täglich der Fall zwischen Sonntag und Donnerstag. Freitag und Samstag herrschen Ruhe, denn Bettenwechsel bei den Kreuzseglern ist am Freitag oder Samstag in Dubrovnik oder Split.

Nachdrücklichen Protestlern wird die folgende Geschichte erzählt, wobei das Hotelpersonal ja annehmen kann, daß die Leute am Ende eh für keinen weiteren Besuch wieder kommen (Orginalton der jeweiligen Manager durch die Jahre hin): "die Schiffe liegen am Hafenkai, und für diesen ist das Hafenbüro in Dubrovnik verantwortlich. Wir als Hotelführer dürfen noch nicht mal auf das Boot und selber um Ruhe bitten - das darf nur und ausschliesslich die Polizei, denn der Hafen ist nicht Hotelgelände und auch nicht unter der Aufsicht des Nationalparks. Die Boote dürfen (von wem aus eigentlich, wer hat die Regelung erlassen?) bis 23.00 Musik machen, danach müssen sie aufhören. Wir können dann nicht anderes tun als die Polizei rufen und darauf warten, daß die kommt".
Ob die kommt - und im Zweifelsfall bleibt, ist allerdings nicht gesagt. 2015 wurde nach Bootschluss in der Hoteleigenen Strandbar in quasi selber Lautstärke weiter gefeiert, Hotelangestellte inclusive - und daß die Bar dabei nicht ganz zu Bruch gegangen ist in den tätlich ausufernden "Feierlichkeiten", war wohl nur Glück.

Aber gut. Nehmen wir an, die Polizei kommt dann mal - so geschehen an einem der berüchtigten Sonntage im Juli 2015, wo sie gegen Mitternacht eintraf. Die Beamten, die seelenruhig vor dem Boot standen und darauf warteten, daß der Strom der Feiernden dieses verlies, wurden von aufgebrachten Touristen zur Rede gestellt, die das Drama nun mehrere Nächte hintereinander bereits erlebt hatten. Die Beamten haben verständlicherweise wenig Lust, Nacht für Nacht über die halbwilde Insel zu fahren - ihr Dienst ist ja eigentlich tagsüber, kann man annehmen. So wiesen sie auf die 23.00 Regel und zeigten keinerlei Neigung, den Touristen irgendeine Telefonnummer zu überlassen, unter der sie in den nächsten Nächten erreichbar wären. Der Hotelmanager war allerdings so freundlich, die empörten Touristen von den Polizisten abzuziehen und die übliche Geschichte zu erzählen.


An dieser Stelle darf ein Blick auf das Disko-Boot erlaubt sein:
Die schönen, in der Adria schwimmenden Holzseelger sind nämlich keineswegs immer die Krachmacher. Die verschiedenen Reiseveranstalter vielmehr beordern spezielle Boote, die nur als Disko-Boote gebaut und gedacht sind, an speziellen Tagen an die Kaimauer von Pomena - wo sie unter dem Dutzend großer Boote auch immer ganz vorne am Kai zu liegen kommen, dank des Hafenmeisters. Das nämlich garantiert, daß die ganzen betrunkenen Spaßmacher nicht jedes Mal beim auf- und abgehen durch sämtliche anderen Boote lärmen und sich verlaufen müssen. Diese Diskoboote werden von den Veranstaltern nur gebucht - gehören tun sie wem auch immer. Ein paar charmante, sehr schwere Jungs tun Dienst an Bord - und draußen stehen noch weitere Wache und warnen vor einer eventuellen Ankunft der Polizei. Gefeiert wird im Dunkeln, um das Fotografieren zu erschweren - so ist schwer zu dokumentieren, wer wann wo gefeiert hat.  Die Ankunft der Polizei stößt auf wenig Hektik: die Lautsprecher werden ausgeschaltet, der "böse Kapitän" darf öffentlich sichtbar mit gesenktem Kopf zwischen den Polizisten stehen und geht anschließend irgendwo mit oder ohne diesen einen Trinken. Je nach Feierlaune der Gäste geht es nach Abreise der Polizei dann etwas leiser (oder auch nicht) in der Beachbar weiter.
Eine andere Variante sind Veranstaltungen am Kai. Diese sind zwar zumindest partiell leiser, aber auch hier ist nicht klar, wer sie organisiert. Früher sorgte das Hotel für die Veranstaltungen - Sänger, Rock n´Roll Gruppen und anderes, aber das fand dann auf der Hotelterasse statt: in einer Zeit, in der die Gäste dort noch gerne saßen, den Sonnenuntergang betrachteten und aßen. Mit dem Lärm und der wenig überzeugenden Küche hat sich das nun erledigt.


Pomenas Handvoll einheimischer Familien besteht überwiegend aus alten Menschen. Wenn sich doch mal einer dahinter klemmt, dem Spuk auf den Grund zu gehen, weil ihm die Einnahmen weg brechen, findet dieser folgendes heraus: sämtliche oben genannte Institutionen interessieren sich für die Lage im Nationalpark (der ja noch rund 600 Meter ins Meer über die Insel herausragt, das sollte die Kaimauer eigentlich includieren) recht wenig bis gar nicht: Klagen und Beschwerden haben keinen Erfolg.

Nun ist dieser Park wirklich ein Highlight der dalmatinischen Küste. Es gibt eine ganze Liste großer Berühmtheiten, die hier schon gewesen sind, unter anderem Prinz Charles'. Man sollte eigentlich meinen, daß es eine Frage des nationalen Stolzes ist, hier ein sauber geführten Environment vorzuführen. Pustekuchen. Und, so kann man nur sagen: das ist doch überraschend, oder nicht?


Ich glaube nicht, daß all diese Zuständigen dämlich sind. Ich persönlich glaube, dahinter steht eine clevere Geschäftsidee, die sehr viel Geld einspielt,  in dem Dalmatinischen Outback mit wenig Risiko auf Entdeckung auch prächtig florieren kann und für alle womöglich auch nur am Rande beteiligten Zuständigen noch genug monetäres Beruhigungsmittel abwirft: Partygäste auf Partybooten wollen feiern. Mit Natur haben die meisten nicht viel am Hut, aber tolles Meer und ein Sonnenuntergang dürfen es dann schon sein. Zum Feiern bedarf es heute bekanntermaßen für die jungen Leute aber mehr als nur guter Laune und Alkohol. Und natürlich hat keiner von denen Lust, sich am Flughafen mit ärgerbringendem Zeug abzuschleppen. Wie praktisch daher, daß es das dann vor Ort zu erwerben gibt. Clever gedacht und weit weg von jeden Spürhunden.... Spricht man die Einheimischen auf diese Version an, erntet man: gesenkte Blicke und großes beschämtes Schweigen.

 
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