Mönchsspeisung in Luang Prabang - Liebe zur Erde

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Mönchsspeisung in Luang Prabang




Teil 1: Die Mönchsspeisung in Laos - uraltes Ritual mit sozialer Schönheit



Morgens vor Anbruch der Dämmerung finden sich die Mönche in Laos in den Tempeln zum Gebet zusammen. Ihre Gesänge und Trommeln bilden die akustische und geistige Atmosphäre, in denen die übrigen Dorfbewohner wach werden: ein Gebetsraum. Danach ziehen die Mönche durch das Dorf mit ihren Bettelschalen - eigentlich kein schöner Begriff für die schönen großen Gefäße, die sie im Schulterriemen um den Hals tragen, denn hier findet tatsächlich etwas ganz anderes statt:









Die Mönche - tagsüber durchaus in Sandalen unterwegs - kommen Barfuß zum Zeichen ihrer Bescheidenheit. Die Dorfbewohner haben für sie den Reis zubereitet, den sie nun in kleinen Bröckchen jedem Mönch in das dafür geöffnete Gefäß geben: die Männer dürfen dabei stehen, die Frauen müssen sitzen - und keiner darf höher stehen als der Mönch.  In langen Prozessionen laufen die Mönchsgruppen der einzelnen Tempel hintereinander die Straße entlang. Jeder Mönche bekommt von jedem Bewohner das selbe: keiner kommt in die Versuchung, nur "seinen" Lieblingsspezialmönch zu füttern und kein Mönch bekommt bessere Behandlung als der Bruder neben ihm. Die Mönche gehen durchaus zügig und still: es entsteht kein Gespräch und kein Blickkontakt zu dem Gebenden - die Frauen schauen nur zu der Schale hoch. Auch so wird eine Gleichheit zwischen den Mönchen gewahrt. Dennoch nehmen die Menschen sich wahr: die Dörfler sich als Gebende gegenüber Ranghöheren, die Mönche sich als Beschenkte von Menschen, denen sie mit ihren religiösen Riten dienen.

Jeder Laote ist ein mal in seinem Leben für einige Wochen oder Monate als Novize im Tempel und erlebt die Speisung am eigenen Leib. Hier geht es wahrlich nicht um Betteln. Die Menschen bereiten die Nahrung für die Mönche, opfern darin ihre Zeit und sehen, wie bescheiden diese leben - nämlich überwiegend von Reis. Die Mönche bereiten den geistigen Raum für die Dörfer. Beide Gruppen leben Hand in Hand und nehmen sich darin wahr - was eine andere Struktur als eine anonyme Steuer oder Geldspende, wo nachher kein Mensch weiß, was mit dem Geld geschehen ist!





und nun Teil 2: - Vorhang auf zu den Segnungen durch den modernen Homo Touristicus:
Gehören Sie auch dazu? -
Eine Abrechnung mit dem stumpfblöden Vampirismus des modernen Massentouristen,  seinem Zerstörungspotential und den Kollateralschäden.




Inzwischen fallen in Luang Prabang morgens mit der Dämmerung die Touristenbusse in die stillen Tempelstrassen ein. Über die Aussteigenden fallen Strassenhändler her, die irgendwelches Zeug als Opfergaben für die Mönche verkaufen wollen und vor denen die Laoten mittlerweile selber warnen. Ganze Touristengruppen positionieren sich: die einen mit Kameras, dicht hingedrängt mit der Linse ans Geschehen, die anderen mit ihren Beiträgen zur Ernährung der Mönche. Das Ganze zum Teil sogar noch durch Tourguides unterstützt, die offensichtlich nicht aus lLaos stammen können. Die stummen Aufrufen an den Tafeln in den Tempeln, wie man sich zu verhalten habe, verhallen ungehört. Da werden zum Beispiel Dinge erwähnt wie: es sei ungehörig, den Mönchen in Bussen hinterher zu fahren und zu folgen, weil der Tourist ja dann höher sitzen würde als der Mönch steht.



Diese Ernährungsbeiträge haben zudem ihre Kehrseiten, wie wir leider sehen können und mittlerweile auch im ganzen Ort bekannt ist: die Mönche, die sich fast nur von Reis ernähren, werden nämlich davon krank. Wir wollen mal offen lassen, ob es an der Qualität, oder an der Art der Gaben liegt. Diese defensiven, so konfrontationsscheuen Laoten und ihre Mönche sehen nun keine andere Möglichkeit, um das Ritual nicht durchbrechen zu müssen, als die Gaben anzunehmen - um sie dann in mildtätig von den opfernden Frauen gleichzeitig aufgestellten Kartons und Mülleimern ein paar Meter weiter in einer touristenstilleren Zone unauffällig wieder zu entsorgen. Ich habe mir diese Eimer angeschaut: Reis, den ich nicht essen möchte, abgepackte Billigkekse, sonstiger Kram.




Es gibt viele denkbare Möglichkeiten, das Ritual zu beobachten, teilzuhaben und innerlich mitzuvollziehen UND dabei fotografieren zu können, ohne sich buchstäblich herein drängen zu müssen. Aber das, was wir da beobachten mussten, sprengt alle Formen kulturellen Anstandes. Und wir sehen mit Entsetzen, wie der für dieses Land dringend notwenige Tourismus, der eine regelrechte Rettung sein könnte, durch die egoistische, dämliche Verblendung seiner Individualitätsexemplare zur Erodierung und völligen Zerstörung einer Jahrhundertealten kultisch-sozialen Struktur von immenser Schönheit beiträgt - und das sogar noch toll findet. Können DIESE Leute nicht in ihren Robinson-Resorts bleiben und sich mit Animationsprogrammen bespassen lassen?




 
 
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