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Reiten
im Rhythmus
von Wellen und Wind…
Kühlungsborn. Andreas hat sich verliebt … -
Für ein paar Tage besuche ich ihn -
Hinterhältigerweise sind es gar nicht die Wogen des Meeres, wenn man rausfährt -
Diese fast unmerklichen Reaktionen unserer Nußschale treiben mich nach einigen Tagen regelrecht in den Wahnsinn. Jeder Landgang zeigt: Ganz Kühlungsborn schaukelt auf der See, nichts ist niet-
Eine weitere ganz neue Erfahrung ist das Segeln selbst: 1. es entstehen Rhythmen, und 2. -
Fährt man mit Motor, drängt sich das Boot wie gegen die Wellen an und fühlt sich eher wie ein Fremdkörper im Wasser an, entsprechend schaukelt es.
Sind die Segel gesetzt, entsteht eine Fülle an Staunen:
Diese Stille! Der Klang des Meeres, wenn es sich selbst überlassen ist und nicht als Brandung an Land rauscht!
Das Boot wiederum fügt sich nun zwischen dem Wind und den Wogen des Meeres in einen Rhythmus ein, der völlig unterschiedlich sein kann: wogend, lebendig, anfeuernd, hektisch oder eben die andere Richtung: beruhigend bis hin zum stillen Gleiten.
Andreas, der mit den Segeln kämpft, ist über mein Rezitieren Deutscher Dichter etwas verdattert.
Hier ein paar Beispiele eingefügt...
Wie wäre es z.B. hiermit, z.B. Gedichte von Goethe, deren Rhythmen man hier auf dem Wasser auch erleben kann:
Meeresstille
Tiefe Stille herrscht im Wasser,
Ohne Regung ruht das Meer,
Und bekümmert sieht der Schiffer
Glatte Fläche ringsumher.
Keine Luft von keiner Seite!
Todesstille fürchterlich!
In der ungeheuern Weite
Reget keine Welle sich.
Glückliche Fahrt
Die Nebel zerreißen,
Der Himmel ist helle,
Und Äolus löset
Das ängstliche Band.
Es säuseln die Winde,
Es rührt sich der Schiffer.
Geschwinde! Geschwinde!
Es teilt sich die Welle,
Es naht sich die Ferne;
Schon seh ich das Land!
J.W. von Goethe
Zwei Segel
Zwei Segel erhellend
Die tiefblaue Bucht!
Zwei Segel sich schwellend
Zu ruhiger Flucht!
Wie eins in den Winden
Sich wölbt und bewegt,
Wird auch das Empfinden
Des andern erregt.
Begehrt eins zu hasten,
Das andre geht schnell,
Verlangt eins zu rasten,
Ruht auch sein Gesell.
C. F. Meyer
Bleibt ja wohl die Frage: ist Goethe gesegelt oder hat er geraten? Wer sich mit Rhythmen mal beschäftigt hat, ist jedenfalls frappiert!
Der Hafen von Kühlungsborn
besteht im Wesentlichen aus einer Strandpromenade.
Rechts und links des Hafens gibt es Sandstrand ohne Ende, kilometerweit!
Trotz der Tavernen ist es sehr ruhig im Hafen, ein echter Ort zum Erholen.
Ein paar Fischkutter liegen hier,
ein sehr sympathischer Seebär, der von Freunden Kapitän Blaubär genannt wird, bringt mit diesem Segler Touristen für einen sehr zivilen Preis für eine Stunde aufs Wasser. Die Menschen sind durchweg offen und freundlich, man kann sich hier wohlfühlen.
Das Wetter ist ein Kapitel für sich. Wenn es schön ist, hat man einen herrlichen klaren blauen Himmel, wie ich ihn nur aus dem Gebirge kenne. Wenn es denn schön ist. Der Hafen hat eigens zu diesem Zweck einen Meteorologen angestellt, der sich täglich an die Vorhersage macht. Ein undankbarer Job, hat man so den Eindruck. Über Wochen hören wir etwas von einem Übergang in eine stabile Schönwetterperiode.
Das beinhaltet vor allem viel Regen, Wind, Sturm. Aber auch den Einbruch von eisigem Nebel an einem herrlichen Tag, wo die restliche Republik unter 29 °C leidet.
Ein bischen erinnern diese plötzlichen Nebeleinbrüche an Niefelheim aus den alten Sagen…
Vorteil für die Bootsbewohner: es wird selten zu warm in dem Teil.
Ja, nicht nur das Gaspedal PS-
Der Erholungswert ist wohl gleichfalls offensichtlich!
Ja, und zum Ende unserer Zeit lernt das Boot noch fliegen….