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Gefangen bei den Eskimos -
oder: von den teuren Folgeschäden einer Reise mit Air Greenland
"Es ist nicht im Interesse einer Fluggesellschaft, auf bestehnde Probleme aufmerksam zu machen -
(Update 25.8.: nach 4 Tagen auf Flughäfen gelandet in Kopenhagen)
Daß Air Greenland nicht nur die Siedlungen des Landes versorgt, sondern nebenbei noch als eine Art fliegendes Sozialamt fungiert, habe ich bereits auf der Grönlandseite zu Tips und Tricks erwähnt (................). Entsprechend bin ich eigentlich sehr begeistert von dem Unternehmen. Die Kehrseite zeigt sich dem erstmals in Grönland reisenden Touristen nicht unmittelbar. Und weil das so ist und weder Reiseführer noch Air Greenland selber auf das Problem aufmerksam machen, habe ich mich zu dieser Seite mit ihrer langen Epistel entschlossen. Wer keine Abenteuergeschichten mag -
Teil 1: Das Prinzip und die internationalen Pasagierrechte:
Wer irgendwo in Grönland strandet, weil Wetterbedingungen oder streikende Technik den gebuchten Flug verhindern, wird von Air Greenland im Hotel (wenn möglich) untergebracht bis zum nächst möglichen Abflug. Manchmal kann das ganz nett sein -
Der Spaß endet dort, wo der Zuständigkeitsbereich von Air Greenland endet: wenn sie den Passagier nach Tagen oder wann auch immer endlich an dem Zielort abliefert, wo sein Weiterflug mit einer anderen Gesellschaft beginnt, hört der Spaß auf. Air Greenland hat eine große A4 Broschüre dazu erstellt, deren Inhalt uns eigentlich gleich hätte stutzig machen sollen. Aber da war es eh schon zu spät. Was das im Einzelnen heißt, und wie häufig tagelange Verzögerungen vor kommen, dazu
Teil 2: meine "kleine" Geschichte:
Seit 10 Tagen ist an der Westküste regnerisches, bewölktes Nebelwetter: im August. Unser Flug sollte am frühen Nachmittag ab Ilulissat mit Air Greenland gehen, ab 12.00 sind wir am Airport in Ilulissat. Im Laufe des Nachmittags landet dort eine Maschine, die in den Nebel einfliegt und auch wieder startet. Alle anderen werden gestrichen, darunter auch eine Maschine von Air Island, die wieder nach Reikjavik umkehren muß: nächste Flugmöglichkeit unbekannt, die Passagiere sollen am nächsten Tag um 10.00 wieder vorsprechen. Wir hören die Flugzeuge über uns kreisen, die jeweils über eine Stunde ein Nebelloch als Landemöglichkeit suchen -
Tag 2, Freitag:
Je nachdem, ob die Passagiere die SMS mit der Mitteilung, der Flug gehe eine Stunde später, ernst nehmen, sind sie um 6.15 oder um 7.00 am Flughafen. Recht bald warten dort ca 100 Passagiere für 3 Flüge -
12.00. Der später angesetzte Flug nach Kangerlusuaq wird als erster gebordet, sehr zum Unmut mancher seit 6 Stunden wartenden Passagiere. Dann kommt er endlich, unser Flug, der damit 2. heute überhaupt: im Moment des Boardens, am Gate, stellt sich ein Flughafenmitarbeiter auf einen Schemel mit folgender Ansage: Wegen der Windrichtung müsse der Flieger in Richtung auf die Stadt hin abfliegen. Das jedoch bedeutet, daß 4 Passagiere und ALL unser Gepäck nicht mitgenommen werden können, weil der Flieger sonst zu schwer sei. Das Gepäck käme -
Diese Situation darf man mal näher unter die Lupe nehmen, denn es zeigt ein ausgesprochen gewieftes Verhalten der Air Greenland Koordination mit protestierenden Fluggästen:
Man hat also auf die Wettervorhersage um 12.00 gewartet. Beim Borden um 12.10 ist aber der Flieger schon geraume Zeit ausgepackt: wir hatten die Gepäckwagen 25 Minuten vorher gesehen, aber gedacht, die laden zu, nicht ab. Statt den Passagieren die Möglichkeit zu geben, Zahnbürsten, Schlafanzug, Regenjacke, Haarbürste, Medikamente oder weiß ich was aus dem Koffern zu holen (was auf dem sehr kleinen Flughafen ohne Sicherheitskontrollen problemlos ginge), schickt man die Leute nach Kangerlusuaq für 2 Tage in die Pampa -
Eine kleine Ahnung von der Brisanz, die hinter diesem Thema steckt, zeigt dieses Bild aus der Gepäckausgabehalle in Kopenhagen:
Hunderte und Hunderte von Koffern, Taschen und anderen Gegenständen lagerten in der gesamten Halle verstreut -
In Kangerlusuaq herrscht -
Eine Stunde nach Ankunft wird deutlich, daß wir zu den Glücklichen gehören, deren Gepäck angekommen ist: mit Maschine 3 aus Ilulissat, die dort aber erst landen musste und glücklicherweise nicht ausgebucht war. Jedoch war nicht allen das Glück hold und ich höre Gespräche von Air Greenland Mitarbeitern, die ernsthaft Mitreisenden versichern, sie könnten nichts machen, nur das Gepäck auf die Priority-
Unterkunft Tag 2+3: ***Flughafenhotel, für 2 Nächte.
Tag 3: ein "freier Tag" auf der vormaligen Airbase der Amerikaner in Kangerlussuaq, das 500 Einwohner hat und einen Supermarkt: zumindest ein Tag ohne Warten auf dem Flughafen -
Der Tag beginnt mit ... -
Warte-
Angesichts der geringen Sichtweite können wir uns nun überlegen, den Ort rechtsrum, linksrum oder rundrum zu umkreisen. Fernseher stehen zwar auf ganz Grönland rum -
Hier enden wir nun bei einem hier namenlosen, aber kompetenten Gesprächsparter der Fluglinie, der offen Auskunft gibt -
Air Greenland hat nur 1 Airbus, der (im Moment) Freitags von Kangerlussuaq aus zu einer Rundtour aufbricht, die von Kopenhagen über England nach Kanada führt. Wegen der vorgeschriebenen Ruhezeiten des Flugpersonals kann an dem Tag also nicht auf verspätete Flüge gewartet werden (Egal, was Ihnen vor Ort gesagt wird).
Den Tag drauf ist die Maschine in Kanada, also tote Hose in Kangerlussuaq
Den Folgetag fliegt die Maschine, von Kanada kommend, angeblich eigentlich nicht über Grönland. Da hier aber 140 gestrandete Passagiere warten, macht sie hier eine Zwischenlandung als Nottaxi.
Der Airbus fliegt eigentlich immer, wenn man es mal bis Kangerlussuaq geschafft hat, Flugstreichungen sind dann (angeblich) selten.
Die Orte Nuuk und Ilulissat sind immer Nebelträchtig und die schlimmsten Orte für den Flugverkehr mit den meisten und regelmässigsten Stornierungen. Ortskundige hätten noch Donnerstag eine Chance gehabt, wenn sie mit dem Boot nach Aasiaat übergesetzt wären -
Unsere Beobachtung des sehr professionellen Umgangs mit Abläufen wie Stornierungen, ohne Gepäck fliegen etc gegenüber Passagieren, um Aufstände zu verhindern, wurde grinsend zur Kenntnis genommen und nicht bestritten. Daß ein gebildeter Tourist darin einen systemaischen Betrug sehen kann, wird dabei billigend in Kauf genommen: besser ein Beleidigter als eine Horde Aufständischer.
Im Prinzip bedeutet das, daß die Touristenhochburg Ilulissat gleichzeitig eine Zeit-
Während des Tages übt nun einer der Helis auf der Landebahn im Nebel "über dem BodenSchweben" -
Fehlt den Fliegern von Air Greenland etwa nur die Ausrüstung für Landungen ohne Sichtweite? Denn wir haben NUR NEBEL -
Am Ende von Tag 3 kommt eine SMS, wonach unser Abflug für morgen 4 Stunden nach hinten gelegt wurde. Und im Internet finden wir heraus, daß es eine Flugwarnung für Island gibt, weil dort gerade ein Vulkan ausbricht.
Tag 4:
Der Flug steht weiterhin auf 13.15. Nun befrage ich einen Mitarbeiter von Air Greenland nach der Ursache der Verspätung: ob man möglicherweise von vornherein noch auf andere Flüge aus dem Land wartet, die die letzten Tage nicht fliegen konnten? Antwort -
Ein erste Flug kommt aus irgendeinem Landesteil an: die Passagiere, meist Touristen, wirken regelrecht high! Vermutlich sassen sie auch schon eine Weile fest.....
12.10: DER AIRBUS SCHWEBT EIN -
Nun heißt es schnell sein: wir müssen für heute nacht das Hotel in Kopenhagen buchen. Denn daß wir keine Lust haben, NOCH MAL für ein gebuchtes Hotel Geld zu zahlen, daß wir am Ende nicht beziehen, braucht wohl keiner Begründung. Während Andreas das Hotel sucht und bucht, mache ich mich an den Durchgang durch den Security Check. Und warte, und warte -
12.30: Der Flug wird gebordet. Die Maschine ist ungefähr halb voll (oder halb leer). Und sie startet mit nur leichter Verzögerung -
In den "Passenger rights" macht Air Greenland klar, daß Passagiere, die ins Land einfliegen, anders behandelt werden als solche, die aus dem Land ausfliegen wollen. Das Prinzip heißt: "Der Herr hat sie in unsere Hand gegeben".
Und Air Greenland möchte offensichtlich vermeiden, daß das ganze Ausmaß des Problems sichtbar wird: gestrichene oder sonstwie abgesagte Flüge verschwinden spurlos von der Flugliste des Tages, meist sogar, bevor die im Wartebereich sitzenden Passagiere informiert sind. Diese Flugliste ist an sich im Internet abrufbar, aber nur für die Zukunft. Über die jeweiligen Vortage sind keine Informationen zu bekommen. Über Gepäckprobleme am Kopenhagener Flughafen war im Internet spontan nichts zu finden.
Und die Moral von der Geschicht -
oder wie Sie böse Überraschungen bei Rückflügen aus Grönland vermeiden:
Wer nicht in Kopenhagen zu Hause ist, kann nicht damit rechnen, daß im Verspätungsfall Air Greenland für mitternächtliche Flugankünfte Hotels bereit stellt oder für verpasste Anschlußflüge verantwortlich zeichnet. Der Fall des regelmäßig fliegenden Arztes zeigt, daß von seinen 6 letzten internationalen Verbindungen alle 6 um Tage verspätet waren: das sind immerhin 100% -
Für Anschlußflüge ab Kopenhagen nur Tickets buchen mit offenem Datum bzw kostenloser Umbuchungs bzw Stornierungsmöglichkeit. Teuer. Aber besser, als kurzfristig einen Ersatzflug zu buchen -
Alternativ mit Puffer reisen. Ein Tag ist nicht genug.
Bei Reiserücktrittsversicherungen oder Rundum Sorglospaketen prüfen, ob die Leistung auch gezahlt wird, wenn der Zubringer einer anderen Gesellschaft -
Gleiches gilt für Hotels, die man für die Nacht vor dem Weiterflug in Kopenhagen gebucht hat: kostenlose Stornomöglichkeiten beachten!
Immer alles Notwendige im Handgepäck dabei haben -
Vermeiden Sie Flüge von oder nach Ilulissat (Begründung siehe oben). Besser nach Aasiaat und von dort per Boot weiter -
Keine wichtigen Termine in die Woche nach der geplanten Heimreise legen.
Prüfen Sie die Flugrouten von Air Island, denn die fliegen die halbe Welt an: die sind zwar teuer, sollten jedoch Ihre beiden Zielorte drunter sein, ist es am Ende womöglich billiger.
Mein Vorschlag an Sie: rechnen Sie die Verspätungen mit ein, buchen flexible Tickets und machen im Ernstfall verlängerte Ferien auf Kosten von Air Greenland. Rucksackreisende mit ausreichend Zeit können ab Ilulissat zurück fliegen und werden gute Chancen haben, die Hotels des Ortes kennen zu lernen.