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Über Singapur nach Dornach
Singapur liegt in Asien, kein Zweifel -
Ach ja -
Singapur liegt fast genau am Äquator. Für die Stadt bedeutet das ein fast gleichbleibendes Klima während des Jahres, Sonnenauf-
und obwohl gar nicht so viel kontrollierende Polizei zu sehen ist -
Und auch so manches Haus ist auf Balkonen und Dächern mit Grün bewachsen -
Spektakulär sind die Ausblicke von den Hochhäusern. Berühmt ist der
Dach-
Hier kann allerdings nur baden, wer bereit ist, 360€ für eine Übernachtung zu zahlen:
Angesichts des happigen Preises muß ich allerdings feststellen: das Marina Bay Sand Hotel wird betrieben wie ein deutscher Bahnhof, und so geht es dort auch zu: Selbst-
Das uninformierte Touristenvieh wird für 20€ auf eine Aussichtsplattform gekarrt, derweil weltgewandte Arroganz einen auch in Begleitung eines Rucksacks in das Restaurant/Café neben dem Pool trägt, wo man, gepflegt sitzend, die 20€ (oder weniger) dann in einen Cappuccino plus einen Moctail investieren kann. und na ja -
Wer hoch hinaus will, dem sei das Altitude1 am Raffles Square im Finanzviertel empfohlen. Das ist gut und gerne nochmal 50-
Oben der Anblick der Light show des Marina Bay Sand Hotels von der Bar des Altitude1 aus, die täglich zur selben Zeit statt findet.
Und hier unten der Runterblick vom Altitude 1 -
Chinatown sieht so aus, wie sich der Tourist eben Chinatown vorstellt:
Gleichfalls nett ist es im Arabischen Viertel rund um die Arab Street -
Sodann gibt es in Singapur einen Workshop zur Heileurythmie:
Am Ende dieser "Neuanpassung" an die Zivilisation steht der Heimflug -
Mit meinem Heimkommen sind aber weder mein Leben noch meine Reisen abgeschlossen. Zumindest ein Ausflug ist für die nächsten Wochen geplant und womöglich trägt mich das Jahr auch beruflich nochmals nach Asien, wer weiß. Und es gibt ja noch so viele Weltgegenden, in denen ich noch nicht war!
Zu meinen Abenteuern und den verschiedenen Ländern wird es eine Reihe von Erzähl-
Indonesien:
Sea and Wind, Earth and Fire?
In Indonesien verbringen wir -
Gili Meno ist in dem hektischen und lauten Indonesien ein kleines Wunder: die Insel mit weißem Sandstrand lässt sich in 2 Stunden umrunden und kennt keinen Verkehr und kein anderes Transportmittel als Pferdekutschen. Nachts bellen keine Hunde und der Disko-
Am beeindruckendsten sind die großen Schildkröten, die fast unsichtbar am Meeresboden liegen oder gelegentlich auch mal durch das Wasser gleiten.
Vor uns liegt der Vulkan von Lombock, der sich jetzt zur Regenzeit meist in Wolken hüllt. An manchen Tagen regnet es fast durchgehend, dann gibt es wieder ein paar Tage Sonne am Stück. Generell aber stellen wir fest, daß die großen Inseln öfters in Regen und Wolken liegen, die an den Hängen abregnen, als unsere kleinen Riffeilande im Meer.
Bali
Bali sehen wir immer nur auf dem Durchmarsch, und Ubud scheint unsere persönliche Krankenstation zu werden -
Bali zeichnet sich durch sein Kunsthandwerk aus, das die ganze Insel zu durchziehen scheint. Zudem ist Bali überwiegend hinduistisch, wodurch die ganzen tropischen Naturgeister und -
Bilder oben: Monkey Forest, Ubud
Zwei wirkliche Highlights sind Sulawesi und der Bromo Vulkan auf Java, eine Art "Must see before you dye":
Die Nordspitze von Sulawesi -
Von meiner 3. Schnorcheltour (das Riff lag quasi vor der Haustür, ist ohne starke Strömungen und daher relativ ungefährlich, auch wenn man alleine unterwegs ist) kehre ich zurück mit dem Satz auf den Lippen: Wenn Du nicht religiös bist -
Java
Eine ganz andere Welt als ein Tropenparadies erwartet uns auf Java, der Haupinsel von Indonesien und eines der am dichtesten besiedelten Fleckchen der Erde. Die Vulkane, die sich wie an einer Perlenschnur an der Südküste aufreihen, sorgen für immens fruchtbaren Boden und nicht nur die Erde selber, auch der Verkehr platzt hier aus allen Nähten. Java nun wiederum ist islamisch -
Berühmt ist neben vielen anderen Vulkanen auch der Bromo, zu dem der Bromo Tenegger Nationalpark geschaffen wurde.
In einer gewaltigen vorzeitigen Caldera mit mehr als 10 km Durchmesser und auf 2000 m Höhe, die sich aus dem Zusammenbruch einer Magmakammer gebildet hat, liegen 4 jüngere Vulkane, von denen der Bromo intensiv aktiv ist.
Sein letzter Ausbruch war 2010/11 und auch heute erfreut er den Besucher mit intensivem Rauchen und Schmauchen. Mit all den Verkehrsmitteln, die zur Abzocke von Touristen geeignet sind, kommt man bis unterhalb des Kraterrandes und muß dann noch selbstständig eine Treppe bis zum Kraterrand selber ansteigen. Im Prinzip führt um den Krater ein schmaler Pfad, man könnte ihn also umrunden. Wer nicht absolut schwindelfrei ist und gleichzeitig immun gegen die aussteigenden Schwefeldämpfe (bildet zusammen mit Feuchtigkeit Schwefelsäure in der Lunge beim Atmen!), kann dem Umgang versuchen. Vom Kraterrand geht es zunächst steil abwärts, bis sich als senkrechter Schlund der Kraterschlot auftut -
Beeindruckend zu sehen sind gleichfalls die wunderbar ästhetischen terrassierten Felder an den steil abfallenden Hängen: hier platzt die Fruchtbarkeit der Erde aus allen Nähten!
In der Region findet sich auch ein vom Reiseführer angepriesener Wasserfall.
Auch dieser hat sich bereits zur Touristenfalle entwickelt: wer einen angeblich notwendigen Tourguide für 50 000 rp engagiert, erfreut sich nicht nur der Tatsache, daß weitere Geier den Weg in die steile Schlucht mitmachen, um noch last Minute vor dem Wasserfall, unter dem man durchgehen muß (und dabei pitschnass wird), die eigenen Regencapes zu verkaufen. Nein, bei Rückkehr wird man noch mit der Nachricht beschenkt, daß der Tourguide für die 80 Minuten, die er uns auf dem ausgewiesenen und teilweise befestigten Weg begleitet, 50 000 rp PRO KOPF verlangt! -
Wer auf Java reist, sollte sich für den Zug entscheiden: Die Sitzplätze in der Business-
Somit brechen nun meine letzten Tage in Freiheit an, die Reise neigt sich dem Ende zu. Noch gilt es, Java zu durchqueren, dann kommt ein Zwischenstopp in Singapore. Ende Januar werde ich zurück in Dornach sein -
Mit dem goldenen Buddha aus Myanmar über Thailand nach Indonesien:
eine Reise mit Abenteuercharakter
Myanmar oder Burma -
Oben: der Buddha des Mahamuni-
In Myanmar bin ich kurz vor Weihnachten. Da ich mich mit meinem Partner an Weihnachten in Indonesien treffen werde, sind meine Augen für Schönes weiter geöffnet als sonst. Und obwohl ich mit Geschenken eigentlich gut ausgestattet bin, trifft es mich doch am Abend vor meiner Abreise: Versteckt irgendwo zwischen den unzähligen Läden mit vergoldeten Dingen am Mahamuny Tempel -
Das Auswärtige Amt in Deutschland redet von keiner Beschränkung von Ausfuhren religiöser Gegenstände aus Myanmar / Burma, die großen Zolltafeln vor dem Röntgencheck am nächsten Vormittag in Mandalay aber schon: demnach bedarf die Ausfuhr religiöser Gegenstände einer schriftlichen Genehmigung durch eine Behörde. Die kann ich jetzt natürlich nicht mehr beibringen -
Grösser wird das Problem allerdings in Thailand, das mich als Transitland 20 Stunden beherbergt: von hier aus darf ich definitiv keinen Buddha ausführen, da alle Statuen als religiös wesenhaft und daher als heilig gelten. Generell wird geraten, im Zweifel die Sachen bei der Einreise deklarieren zu lassen und beim Transport respektvoll zu behandeln. Das Resultat liegt im Ermessen der Beamten.
Das Aufgebot an Beamten an der Gepäckkontrolle am Flughafen in Mandalay ist furchteinflössend. Und ich habe dermassen viel Zeug dabei (aktuell reise ich mit ca 45-
Bei meiner Ankunft in Bangkok nehme ich erst mal den Buddha aus dem Rucksack, wickle ihn in aber nochmals gut in Tücher ein und setzte ihn am Gepäckwagen obenauf. So suche ich den roten Zollbereich auf, wo mich aber keiner haben will -
Am nächsten morgen lasse ich den Buddha bei der Gepäckkontrolle in Bangkok im Rucksack und melde ihn zunächst auch nicht an. Die Plombe ist um den Arm befestigt, der nicht vergoldet ist, und daher ev auch im Röntgengerät sichtbar. Jedenfalls werde ich nicht angehalten -
Jetzt ist der Buddha bei uns, durfte heute morgen mit zum Korralenstrand und erfreut uns sehr. Der Heimflug meines Partners geht über islamische Länder, die sicher mit Buddhas als Gepäckstücke keine Probleme haben. Trotzdem lassen wir die Zollplombe aus Thailand vorsichtshalber dran -
Weihnachtsgrüsse aus Indonesien
Zwischen diesem und dem letzten Eintrag aus Thailand liegt ein ganzes Land: Myanmar oder Burma. Und so viel kann ich jetzt schon sagen: es war bislang das beeindruckendste Land meiner Reise, voller Höhen und Tiefen.
Mittlerweile bin ich in Indonesien eingetroffen, wo ich auf den winzigen Gili-
Allen Freunden und Lesern wünsche ich eine frohe Weihnachtszeit mit einer Erfüllung von allem, was ihr Herz wirklich sucht!
Bangkok - Stadt der Engel im Aufruhr
Teil 1: Stadt im Aufruhr
Teil 2: Ins Protestcamp gestolpert....
Teil 3: Die Lichterzeremonie - Die Thailänder singen für ihren König zum Geburtstag - ein Video
Ironie des Schicksals? An dem Abend, an dem ich nach 16 Stunden Busfahrt in Bangkok ankomme, wird durch die Regierung ein Ausnahmezustand für Bangkok ausgerufen - wegen eskalierender Unruhen. Gerade bin ich den Party- und Sextouristen entkommen, schon wird meine Nase in das nächste gesellschaftliche Problem getaucht: allmählich beginne ich mich zu wundern. Aber gut:
Die Empfehlung ist nun also, sich von Menschenansammlungen fern zu halten, da Gewalt auch sehr unmittelbar eskalieren kann. Ich bin zunächst im Norden vom Zentrum untergekommen, in einer netten und ruhigen Thailändischen Nachbarschaft ohne Touristenrummel. Von hier aus erkunde ich die Stadt entlang der Route, die am ruhigsten ist: per Boot. Mein erster Ausflug führt mich - auf der Suche nach Simkarten - dann doch ins Stadtzentrum, zu dem größten und teuersten Kaufhaus Bangkoks, dem Siam Paragon. Und muss verdattert herausfinden, daß in allen umliegenden Läden Prepaidkarten ausverkauft sind: na so was. Haben sich die Demonstranten da mit "Betriebstelefonnummern" ausgestattet?
Die Stimmung an jenem Dienstagnachmittag ist unheilschwanger und düster, und ich versuche, sie eine Weile in mich aufzunehmen. Ohne von der politischen Lage irgendeine Ahnung zu haben, kommt mir aber doch der Eindruck, daß hier für persönliche Zwecke mit der Lunte gezündelt wird, die der Protest der Menschen einzelnen Interessenten zur Verfügung stellt. Wie bitter. Im Laufe der Woche soll sich der Eindruck bestätigen.
So versuche ich während der Woche erst mal grundlegend, den Protesten aus dem Weg zu gehen und ein Gefühl für Stadt und Menschen zu entwickeln.
Die Stadt, einstmals das "Venedig des Ostens" wegen der vielen Kanäle, hat sich grundlegend gewandelt. Die berühmten schwimmenden Märkte - verschwunden. Viele der Kanäle: zugeschüttet, um Straßen Platz zu machen. Bangkok hat sich modernisiert, um den Preis, daß vieles vom alten Charme in der Vergangenheit begraben wurde: man hat eine saubere, organisierte und ganz moderne Metropole vor sich - mit viel Stau.
Nur die Menschen sind für mich ein unveränderter Quell des Staunens und Bangkok erweist sich als die angenehmste asiatische Metropole überhaupt, was das Reisen betrifft: zunächst mal gibt es keine spezielle Touristenanmache, keine spezielle Touristenbettelei, kein Dreck, kein Beschiss, kein Klau - ehrliche Händler, bei denen ich das selbe zahle wie ein Einheimischer - wo habe ich das zuletzt erleben können? Das entscheidendere aber ist: diese Menschen habe eine Freundlichkeit und seelische Schönheit, die ich so noch nicht gesehen habe. Eine Begegnung ist dann vollständig, wenn sich beide seelisch gefunden und eingeschwungen haben, ein Element, das wir in Europa nur als seltenen Highlights unter Freunden kennen. Hier findet sich das an jedem Kiosk: WENN der Westler wahrnehmen kann, was vor sich geht und entsprechend reagieren kann. Ein Phänomen, und was für eine Kultur! (Ausflüge in die unteren Schichten des Daseins möchte ich mir hier ersparen). Kein Wunder, daß diese Menschen so schön sind!
Ein weiteres Highlight findet sich in der Nähe des (vormaligen) Königspalastes und damit in unmittelbarer Nähe der gewalttätig werdenden Ausschreitungen zum Wochenende hin:
Der goldene, liegende Buddha:
sein Ausdruck gehört zum Schönsten, was ich in Asien bislang gesehen habe: wach, abgeklärt und voller Ruhe schaut er in die Ferne, auf das, was als nächstes kommen mag. Und ich würde mir wünschen, daß die Demonstranten und ihre Führer mal gelegentlich hier her kommen würden, um zur Ruhe zu kommen...
so bleibt mir im Moment nur die Hoffnung, daß sich die Thailänder auf die Grösse ihrer Kultur besinnen. Bietet der Buddhismus doch jede Möglichkeit, die Probleme des Landes in anderem Licht zu sehen, auch zukünftiges Karma zu denken und persönliche Interessen zu relativieren.
Ausblick von der Bar des State Towers, 65. Stockwerk
Die nächsten 2 Tage herrscht erst mal Ruhe: das Land bereitet sich auf den Geburtstag des sehr geliebten und geachteten Königs vor, der 86 wird. Wie es danach weiter geht, ist völlig offen.
Teil 2: Eindrücke von der Protestbewegung und ein unbeabsichtigter Besuch im Camp
Ja, da hieß es doch, es sei heute ein Waffenstillstand vereinbart. Also mache ich mich auf, die Attraktionen zu sehen, die sonst wegen der Auseinandersetzungen nicht zugänglich sind. Und prompt laufe ich in die Aktivistengruppen - bzw ihre blockierte Straße mit Propagandaequipment. Aber der Reihe nach:
Zunächst ist es mir gestern schon passiert, daß ich in eine aufgebracht pfeifende Menge gelaufen bin, die sich mitten im Nobeleinkaufsviertel vor dem Central World auf der Straße gesammelt hatte (also dort, wo eigentlich alles sicher sein sollte) - und zwar in kürzester Zeit:
der Anlass für die Leute scheint im Polizeikomplex gegenüber zu liegen, wo sich singende Polizisten aufgereiht haben. Vielleicht üben sie für den Geburtstag des Königs, wer weiß. Und wer das Bild genauer betrachtet, sieht: das sind durchweg Leute mit Geld. Die internationale presse bezeichnet diese protestierende Menschengruppe als "verwöhnte Bangkoker Thaielite, die ihre Privilegien nicht verlieren möchte".
Nun sind mir Demos ja schon auch etwas vertraut. Hier aber überrascht mich der Haß, die Aggression dieser "normalen" Leute von Thailands Mittelschicht (Bilder tönen ja nicht!) - und ich bin froh, zügig aus der Schusslinie zu kommen.
Heute bin ich also am Schlendern, fester Absicht, mich allem Übel fern zu halten. Und das kam dabei raus:
Mein eigentliches Ziel, der Marmortempel, liegt im Regierungsviertel direkt hinter dem Regierungssitz. Dort steht alles voll mit Polizeiwagen, Armeefahrzeugen und ansonsten ist dort tote Hose - bis auf die Aufräumarbeiten. Das Areal des Ananta Samakhom Palace (Bild unten) macht einen umkämpften, zerfetzten Eindruck und gleichzeitig das Gebäude selber einen gestorbenen - sehr seltsam.
Auf dem Rückweg vom Tempel finde ich mich vor dem Hauptquartier der Royal Thai Army Guard und dem Royal Thai Gouvernement House Office wieder. Gleichzeitig verlässt eine sicher 20 LKW und Busse schwere Kolonne mit Armeefahrzeugen (und unkenntlich gemachten Kennzeichen) das Hauptquartier und lässt vor dem Gouvernement House einen Stapel Leute aus- bzw einsteigen.
Überall stehen Leute mit erhöhter Wachsamkeit, die sich auch von meiner Neugierde nicht aus ihrer Haltung reißen lassen: offensichtlich finden sie etwas gar nicht lustig. Auf Twitter lerne ich dann, daß eine ganze Gruppe Demonstranten heute erneut versucht hat, das Gebäude zu stürmen - und dann eben eingelassen wurde, bis sie sich wieder verdrückt haben.
Um die nächste Straßenecke sind noch etliche hundert Mann zu sehen und ein LKW mit Lautsprechern, von dem es Parolen herunter schallt:
Nur ein Stückchen weiter renne ich in eine blockierte Straße: Zelte sind aufgebaut mit Versorgung von Essen, Medikamenten und offensichtlich gibt es auch eine PC- Zentrale. Das entdecke ich aber erst bei genauerem hinsehen:
Da ich mich nicht verständigen kann in der Frage, ob ich hier einfach durchgehen kann, werde ich zu einem englischsprachigen Mann weiter geleitet. Ja, das sei richtig: hier seien die Protestierenden versammelt, und sie seien jeden Tag aktiv. Ein bisschen mulmig ist mir hier, obwohl alles ruhig scheint. Ich brauche eine Weile, um zu begreifen, was ich sehe:
Da sind also eine Reihe gut gekleideter Managergestalten und Rädelsführer, die in Gesprächen die nächsten Einsätze planen, aber kein Englisch sprechen (!!). Dann sind da die einfachen Menschen, meist Frauen, die das Camp versorgen mit allem, was gebraucht wird. Das wiederum sind keine Leute der Mittelschicht, nie und nimmer. Jemand bezahlt die für ihr Hiersein - denn das sind Menschen, die für ihr Lebensunterhalt arbeiten müssen.
Überhaupt: Absperrungen, Partyzelte, Rednertribüne, Lautsprecher, Strom, Verkabelungen, Equipment wie Medizin und Essen- woher kommt das Geld dafür? Wer organisiert und leitet das? Und dann eben mal eine ganze riesige Durchgangsstrasse blockieren... die legen damit ein ganzes Viertel lahm.
Aber das ist noch nicht alles: alle paar Minuten kommt ein Grüppchen junger Männer vorbei und durch geschlendert, sie kommen von der Seitenstraße weiter hinten, wo sich die Aktivisten noch die Parolen angehört haben. Und ich stutze: was sind das für Männer? Zum Teil sind das Jugendliche im Selbstbehauptungsschub, wo die Schaltzentrale vorübergehend von Hormonen lahmgelegt wurde. Junge Männer, die ausstaffiert sind wie moderne Stadtindianer: mit zerfetzten Jeans und anderem Outfit, das sie als modebewußte Rebellen der Mittelschicht kennzeichnet. Junkies, Halbstarke. Das ganze Spektrum von Tweens und Männern, die sich für politische Überzeugungen einspannen und vereinnahmen lassen, ohne selber welche zu haben oder auch nur zu durchschauen, für was sie da auf der Straße sind. Last not least würde ich mich nicht wundern, wenn da noch ein paar Bodyguards mitkämpfen .... - oh Kinder, das gefällt mir gar nicht!
Ich spreche meinen Gesprächspartner auf diesen Suthep an: ob er ihm denn vertraut, daß er besser sei als die anderen. Seine Antwort erschreckt mich, ohne daß ich zunächst wüsste, warum: "Das ist mein Führer: er hat meinen Chef heute morgen in den Arm genommen, gerade war er auch noch da - der sorgt sich um uns!".
Mir bleibt aus dem Gespräch die erschreckende Empfindung, daß hier ein Demagoge am Werk ist, der weiß, wie er die Menschen für sich gewinnen kann. Und jemand mit Hintermännern, die das Equipment haben, um den ja vorhandenen Zorn des Volksaufstandes zu kanalisieren, zu lenken und inhaltlich auszurichten.
Am Abend in der Stadt fallen mir gleichfalls ein paar Dinge auf: Die in Bangkok versammelten Touristen haben heute einen gemeinsamen Überfall auf die Königlichen Stätten unternommen, da sie gerade gefahrenfrei zugänglich sind: die Stadt ist voll von ihnen. Aber auch die Straßen sind verstopft wie in der ganzen Woche vorher nicht - offensichtlich trauen sich noch mehr Leute aus den Häusern. Last not least sehe ich jetzt junge Männer, die in der Woche zuvor so nicht zu sehen waren: sie alle tragen noch die Spuren, seelischen Verletzungen und den Adrenalinschub der Kämpfe der vergangenen Tage mit sich: seltsame junge Leute. Definitiv nicht die gebildete Schicht, sondern Junkies, Verwahrloste, Aggressionstragende - ganz unthailändisch wirkende Männer in den 20gern. Es sind Thais, kein Zweifel. Aber das sind nicht die Armen, der Regierung verbundenen - das hier sind die durchs Raster gefallenen: die, die nichts zu verlieren haben, ev durchaus mit Hass auf das politische Regime. Seltsame junge Leute, die so gar nicht in die Stadt passen, wie ich sie die vergangenen Tage erlebt habe. Aber eben: da waren sie offensichtlich anderen Orts engagiert.
Und wofür die frisch abgefüllten Sandsäcke gut sind, verrät einem in der Presse ja auch keiner - oder schützen sie vor Tränengas?
Teil 3: Kerzenlichterzeremonie für den König zu seinem 86. Geburtstag
Rund um den Geburtstag des Königs ist ein Waffenstillstand ausgerufen, den die sehr königsergebenen Thai überwiegend auch einhalten, und Millionen zelebrieren in Thailands Straßen. Mir fällt allerdings auf, daß ich rund um das Demokratiemonument und die berühmte Backpackerunterkunft Khao San Straße kaum Kinder sehe - und auch später am Abend rund um Sanam Luang nicht. Die Gegend macht insgesamt auch einen sehr angespannten Eindruck.
Ich füge hier das Video von der Zeremonie ein, in der die Thai ihrem König singen. Die Menschen tragen dabei eine stille Innigkeit in sich, daß man nur hoffen und wünschen mag, daß diese Menschen sich auf die Größe ihrer Kultur und ihres Landes besinnen und friedvolle Wege aus der Krise finden.