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Aufstand in Ägyten – Turmoil in Egypt
Streiflicht zu einem der bemerkenswertesten Völker der Erde
eingefügt aus: http://www.flickr.com/photos/elhamalawy/5409697405/sizes/z/in/photostream/
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1992 war ich 3 Monate in Ägypten. Der Aufstand der vergangenen Tage hat einige sehr beeindruckende Szenen gezeigt, die nicht jedes Volk in dieser Art so leben könnte. Was diese Menschen dort aktuell leisten, und die Art, wie sie es tun, bewegt mich sehr und führt zu diesem Blogeintrag. Zum einen habe ich die bewegendsten Ereignisse der Tage hier eingefügt: z.B. Demonstranten, die sich im Strahl des Wasserwerfers zum Gebet formieren. Ein paar meiner damaligen Erlebnisse als alleine reisende junge Frau sind hier beschrieben, weil sie die Schönheit, Freundlichkeit und Aufrichtigkeit der Menschen dieses Volkes aufzeigen.
1991/92 waren kaum Touristen in Ägypten – radikale Kräfte hatten auf Touristen geschossen. So hatte ich einerseits die großen Pyramiden in Gizeh über Stunden quasi für mich alleine und konnte darin unbehelligt verweilen, andererseits fiel mein Erscheinen als blonde Frau alleine in den Straßen Kairos noch stärker auf als es eh schon getan hätte. Den normalen Ägyptern war damals der Kontakt zu Touristen quasi verboten – eine Schutzmaßnahme. Waren also Freunde mit mir unterwegs, musste ich regelmäßig eingreifen, weil Polizisten sie anhielten und befragten, was sie da mit mir täten.
Kairos Straßen waren damals zu jeder Tages-
Das galt natürlich nur für die normalen Straßen Kairos. Im direkten Umkreis der Touristenorte sammelten sich die englisch sprechenden Strauchdiebe, als Touristenführer getarnt und auf Abzocke aus.
Ein Bus in Ägypten ist niemals voll -
Al Jazeera berichtet am Freitag von den Ereignissen unmittelbar vor dem Büro ihres Fensters. In der Ferne sieht man eine 2. Brücke mit Auseinandersetzungen, von dort wird Tränengas geschossen. Schon die Bilder um die 6th Oktober Bridge beeindrucken, weil in dem ganzen Tumult bei einer kurzen Pause sich etwa 150 Männer zum gemeinsamen Gebet formieren und auf der Straße nieder lassen. Nun ist dieses Video ins Netz gestellt worden, das die erschütternden Ereignisse auf der Parallelbrücke zeigt:
Die Menschen werden auf die Brücke getrieben und dort von mehreren Einheiten der Polizei in die Zange genommen. Ein Mannschaftswagen der Polizei rast mitten in die Menge und versucht systematisch, die Menschen anzufahren. Tränengas fliegt, wo man nur hinschaut. Dann fahren Wasserwerfer auf. In dieser Einkesselung und verzweifelten Lage beginnen die Menschen in Sekunden, sich zu Gebetsreihen zu formieren. Unter dem Strahl des Wasserwerfes erzeugen sie die Stille des „nach innen hören“ und beginnen sich vor Ihrem Schöpfer zu beugen. Ein größeres Zeichen von Religiosität kann man kaum setzen.
MUST SEE!!!Egypt Revolution 2011 Demonstrators Vs police Fighting:
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http://www.youtube.com/watch?v=dBtYLBQPRGQ&feature=youtu.be
Wer kann sich da noch über die Wut der Menschen wundern, die in den folgenden Tagen sich in folgenden Aussagen fand:
„Einer meiner Söhne ist gestorben am Freitag. Ich habe 2 weitere, die bereit sind, für diesen Aufstand zu sterben“
Etwa 20 Männer in weißen Hemden finden sich auf dem Tahrirsquare ein. „Das sind unsere Totenhemden. Wir verlassen diesen Platz entweder tot, oder dann, wenn Mubarak abgedankt hat“:
Weitere Sammlungen zu den aktuellen Ereignissen:
http://sarthanapalos.wordpress.com/2011/01/31/a-
Dieser Link bietet viele Bilder und Videos:
http://www.crowdvoice.org/emergency-
http://www.tagesschau.de/multimedia/bilder/kairo206_mtb-
Ein Freund begleitet mich 1991 in eine der sogenannten „Totenstädte“ in Kairo. Bei diesen handelt es sich um Friedhöfe, die in früherer Zeit außerhalb der Stadtgrenzen lagen. Mittlerweile ist die Stadt drum herum gewachsen. Wohlhabende Tote bekamen eine Grabstätte, um die man ein kleines Totenhaus errichtete. Dieses ist den Armen der Bevölkerung nun zum Wohnort geworden. Entlang der Wege sind auf Ständern über hunderte von Metern Wollfäden gespannt, die von einem Mann gedreht, mit einer Art Kamm gereinigt und später zu Wollknäulen aufgerollt werden. Die Ständer mit ihren Fäden erinnern an unsere Strommasten auf den Dächern, die mit ihren Leitungen von Haus zu Haus ziehen. Der Mann ist sichtlich arm: es ist Winter, er hat eine Gealabia an, keinen Schal, keine Schuhe (Schlappschuhe gibt es dort für damals 50 Pfennig). Es ist deutlich, daß er sich mit der Arbeit sein Brot verdienen kann und vielleicht manchmal etwas Tee. Das wars. Aber er steht da und dreht seine Fäden in einer Würde, wie ich sie nie wieder irgendwo gesehen habe: „Allah gibt, Allah nimmt. Ich lebe ein rechtschaffenes Leben und Allah wird mich lohnen oder richten, denn Er ist groß und Er sieht alles“. Seine Würde besteht darin, daß er das Leben annimmt, wie es kommt – ohne zu hadern, ohne zu betteln. Ein Bild, das mich damals sehr berührt hat.
2011:
Eine Frau regt sich in einem Video (das ich leider nicht mehr finde) enorm auf, weil die Medien die demonstrierenden Ägypter mit den Plünderungen in Verbindung gebracht haben. „Wir Demonstranten sind aus allen sChichten. Reiche Menschen, normale Menschen und arme Menschen gleich von den Virteln dort hinten. Alles um uns herum am Tahrir Square ist Reichtum: die Hotels, das Museum, die Häuser – aber von uns hier nimmt niemand etwas, was ihm nicht gehört, hier stiehlt keiner, hier plündert keiner. Wir haben das Museum und die Hotels mit geschützt.“
Weihnachten 1991 verbringe ich in der Oase Dachla
(auch Dakhla, sie ist eine der fünf westlichen Oasen Ägyptens und liegt hunderte Kilometer weg vom Nil, also quasi im nirgendwo, in der Libyschen Wüste nordwestlich von Charga. Es ist ein kleiner Ort, der Muezzin ruft das Gebet vom Minarett noch von Hand aus, also ohne Lautsprecher. In meiner Naivität finde ich, ich könnte Abends in der Dunkelheit noch einen Spaziergang unter dem herrlichen Sternenhimmel unternehmen. Bei meinem Ausflug am Ortsrand werde ich von einem Mann entdeckt, der wissen will, wen ich suche und wo ich hinwill. Englisch spricht hier keiner und Begleitung will ich auch keine, verstehbar, daß ich ihn versuche abzuwimmeln. Er hat aber offensichtlich Angst um mich, denn ich steuere aus dem Dorf heraus in die Wüste – und da hat es wohl das ein oder andere Tier, das mir nicht wohlgesonnen ist. Der Mann ist in einer Zwickmühle und gibt mir zu verstehen, kurz auf ihn zu warten – er sucht jemand, der Englisch spricht. Ich nutze die kurze Gelegenheit zum Entkommen und gehe in den tiefschwarzen Schatten eines Hügels hinauf – hier bin ich nicht zu sehen, derweil der Rest der Wüste von einem fast vollen Mond hell erleuchtet ist, ich käme also im Moment ungesehen nicht weit mit meinem Spaziergang.
Nun, jetzt habe ich die Rechnung aber ohne den Wirt gemacht. Der Mann merkt, daß ich verschwunden bin und beginnt mich mit seinen Begleitern zu suchen. In Windeseile ist das gesamte männliche Dorf versammelt, ich weiß gar nicht, wo so viele Menschen in so kurzer Zeit aus ihren Häusern kommen können. Und die Leute sind enorm aufgeregt. Später wird mir in Kairo dieser Vorgang erklärt: In den abgelegenen Oasen war eine Frau alleine damals eine Sensation. Frauen gilt es primär zu schützen und insbesondere nachts haben die nicht irgendwo herum zu rennen – das versteht dort kein Mensch. Also muß ich mich wohl verlaufen haben – aber wo bin ich jetzt? In diesem Moment muß jeder geschlechtsreife Mann der Oase die Gemeinschaft der anderen Männer suchen, denn er setzt sich sonst dem Verdacht aus, mit mir unterwegs zu sein. Fackeln werden entzündet und das Dorf sucht nach mir. Jetzt würde ich die Aufregung gerne aussitzen, es ist aber klar, daß diese Männer keine Ruhe geben werden, bis sie mich gefunden haben. Notgedrungenermassen muß ich in den sauren Apfel beißen und verzichte auf meinen Abendspaziergang: ich mache mich also den Hügel wieder abwärts und erscheine den Menschen quasi als Gespenst; wie man vom Weg abkommen kann den Hügel hoch, das verstehen sie also gar nicht. Im Nu bin ich von der aufgeregten Meute umzingelt und muß mir durch Gesten erst mal Platz schaffen – der Tumult ist mir mulmig und die Leute merken das. Inzwischen wurde das Hotel informiert und der Besitzer persönlich kommt mit dem Mokick und sammelt mich auf.
2011:
Der soziale Zusammenhalt zwischen Familien und Dorfgemeinschaften in Ägypten ist noch enorm stark. Die Ägypter lieben ihr Land. Viele von ihnen kann man sagen hören: „I am ready to dy for that country any minute“. Das kann man an den aktuellen Bildern und Ereignissen überall sehen und mitverfolgen.
Die Ägypter haben 30 Jahre unter einem Regime gelebt, daß mit Notstandsgesetzen regiert hat. Oppositionelle Parteien werden unterdrückt, in den Gefängnissen und bei Verhaftungen ist Folter an der Tagesordnung. Der Geheimdienst ist groß und überall präsent. Angst und Armut prägen den Alltag der überwiegenden Mehrzahl der Menschen, während die reiche Elite über Milliardenbesitz verfügt. Daher wird dem System Mubarak nicht mehr vertraut.
Wie berechtigt das ist, zeigen die Entwicklungen von heute, Mittwoch 2.2.2011:
Mubarak-
http://www.arabist.net/blog/2011/2/3/midan-
<a href="http://ow.ly/i/7LHa" target="_blank"><img src="http://static.ow.ly/photos/normal/7LHa.jpg" alt="Owly Images" /></a>
eingefügt aus: http://ow.ly/i/7LHa
<iframe title="YouTube video player" class="youtube-
Eingefügt aus: http://www.youtube.com/watch?v=wGeVjAJ0MWE
Update:
Einer der berühmtesten ägyptischen Blogger, Sandmonkey, wurde heute, donnerstag morgen 3.2.2011 verhaftet und sein Blog gelöscht. Wer diesen letzten Eintrag -
http://lisagoldman.net/2011/02/03/egypt-
Weiter mitverfolgen lassen sich die Ereignisse hier:
http://www.spiegel.de/fotostrecke/fotostrecke-
[url]
http://blogs.aljazeera.net/middle-
http://english.aljazeera.net/-
Dieser Blogger fasst die Ereignisse vom Mittwoch exakt zusammen:
http://www.arabist.net/blog/2011/2/3/midan-
http://bambuser.com/channel/RamyRaoof/broadcast/1378902
Oder zum selben Thema auf Spiegel online:
http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/0,1518,743594,00.html
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,743823,00.html
Und, last not least, hat es auch die westliche Welt beeindruckt, wie die Ägypter kämpfen. Rita hat für sie ein Lied geschrieben:
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