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Kathedrale Notre-
Wer sich an einem Karfreitag zur Kathedrale Notre-
Karfreitag 2010, es schifft in Strömen. Vor der Kathedrale haben sich zwei lange Schlangen gebildet, Regenschirme aufgespannt. Das Nachschauen zeigt: der Eintritt ist frei, aber im Inneren erwartet die Besucherherde ein Mann in Ordensgewandung mit dem obligaten Körbchen. Im Mittelgang der Kirche hat sich gleichfalls eine Schlange gebildet, die dem Altar zustrebt. Die vordersten, von einem Priesterrund umgeben, wie es scheint, verbeugen sich. Eine Messe läuft aber keine. Messelose Massenspeisung des Abendmahles oder was ist dort los? In der Kathedrale verteilt tun Herren Dienst in Zivilkleidung, aber umgeben von einem weißen Mantel mit einem roten Kreuzsiegel eines mittelalterlichen Ordens, ähnlich dem Siegel der Templer oder Johanniter. Die Kleidung der Herren ist gedeckt, aber z.T. von erstklassiger Qualität – und: die Herren sowie die umhanglosen Damen, die man später entdeckt, sind teilweise verheiratet. Ein Katholischer Orden mit Eheleuten? Diese Menschen, offensichtlich geistig-
An jenem Karfreitag wird eine Reliquie gezeigt: die angebliche Dornenkrone Christi, welche heute in Notre-
Erste Frage: welcher Leser hier wußte, das dieses Stück überhaupt existiert? Zweitens: wenn das Ding angeblich echt ist – warum wurde seine Echtheit bis heute nicht überprüft? Aktuell ist die Kirche in Mißbrauchsskandale ohne Ende verwickelt, die das ganze Ausmaß an Doppelbödigkeit und Heuchelei offenbaren. Und in genau dieser Zeit zeigt man einen Gegenstand, an dessen Echtheit (mal wieder) „geglaubt“ wird, an dessen Wahrheitsgehalt aber keiner ein Interesse zu haben scheint. Wieder mal. Ist das ein Grundtenor der Kirche geworden?
Es geht aber noch weiter, jetzt mit den gewandeten Herren: Diese gehören zu dem Ritterorden vom heiligen Grab von Jerusalem, einem Orden, der rund um die Zeit der Kreuzzüge entstand und heute eine vom Papst anerkannte Gemeinschaft katholischer Laien und Priester ist, der die Ritter auch selber ernennt. Einmal im Monat finden „spiritual teachings“ statt, so unser Gesprächspartner. Man beachte: nicht religiöse Unterweisung gibt es, sondern eine „spiritual“ – also eher eine Art geistiger Schulung. Und genau so sehen die Herren und Damen auch aus: geistig geschult. Ich bin sprachlos. Wie viele junge Männer möchten ihr Leben einem christlichen Leben weihen und hadern mit der Tatsache, daß das nur im Zölibat geht. Und hier gibt es offensichtlich eine Vereinigung, die – sogar mit Ritterstatus – ein geistiges Leben pflegen kann, ohne Zölibat. Näheres zu dem Orden steht auf Wikipedia. Hier ist mir nur eines wichtig und interessant: bewerben kann man sich nicht um die Mitgliedschaft, man muß von irgend jemandem vorgeschlagen werden. Für Normalsterbliche gilt die Aufnahmebedingung: »Die Ritter und Damen werden unter Persönlichkeiten katholischen Glaubens sowie einwandfreier sittlicher Lebensführung ausgewählt, die sich in besonderer Weise um die katholischen Einrichtungen im Heiligen Land und um den Orden verdient gemacht haben und sich verpflichten, dies auch in der Zukunft zu tun.« (Zitat aus: Satzung – in der am 19. Juli 1977 von Papst Paul VI. genehmigten Fassung, Artikel 5, Absatz 2). Die Ernennung erfolgt wie gesagt durch den Papst.
Dann schauen wir mal, wer denn so diese Kriterien erfüllt hat und aufgenommen wurde (Quelle: Wikipedia). Z.B.:
•Konrad Adenauer
•Giulio Andreotti (italiensicher Politiker)
•Ludwig Martin (Generalbundesanwalt)
•Max Streibl (Ministerpräsident in Bayern, siehe dazu die „Amigo-
•Hubert Rohde (Intendant des Saarländischen Rundfunks)
•Maximilian I (Kaiser von Mexiko von 1864-
•Leopold II (König von Belgien von 1856-
Eine feine Gesellschaft, kann man da nur sagen. Ist das nun ein Orden oder dürfen hier Prominente auch mal Ritter spielen….-