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Bild: Facebookeintrag, eingestellt durch Andreas nach seiner Rückkehr in die Schweiz
Ein gehackter Laptop und 2 Monate gefangen in Chinas "Grosser Firewall"
Mancher hier wird sich sicher schon gewundert haben, warum keine weitere Blogeinträge kamen. Wir bekamen den Eindruck, daß Freunde, denen ich von der Situation geschrieben hatte, gleichfalls PC-
Seit gestern bin ich in Hong Kong -
Liunxjia, 17.8., am gelben Fluß:
China scheint seine Liebe zu mir entdeckt zu haben. Es beginnt damit, dass mein frisch aufgesetzter und mühevoll konfigurierter Laptop gleich Anfang August binnen weniger Tage gehackt wird. Nun läßt sich ein Hackerangriff, der mit wirtschaftskriminellem Hintergrund vollzogen wird, von einem politischen durchaus unterscheiden, nämlich dadurch, dass im Falle eines ökonomisch motivierten Hacks sich der PC im Anschluß nicht selbst zerstört. Mit Andreas als quasi-
Im nächsten Schritt komme ich von den Hotelcomputern aus nicht mehr in meine Mailaccounts – in keines („Ihre Internetverbindung wurde unterbrochen“). Das ist die Sprache Chinas. Ziel der Aktion scheint, mich grundlegend virtuell abzuschneiden, zumindest, was meine Eigentätigkeit betrifft. Da ich mich mehr als 2 Monate in China aufhalten werde, bedeutet das eine Vollblockade all meiner Tätigkeiten, mal ganz abgesehen davon, dass sämtliche Daten wie Korrespondenz und Arbeitsmaterial im Zusammenhang mit der großen Reise erst mal verloren sind.
Nun muss man sich natürlich fragen, warum sich China auf normale Reisende einschießt (sind wir nach chinesischer Auffassung überhaupt „normale“ Reisende? ). Ob sich hier nur viele Zufälle gestapelt haben oder eine unabhängig reisende Westlerin so gefährlich ist, kann ich nicht beantworten, China würde derartiges sowieso dementieren.
China ist ein großartiges Land, das in vieler Hinsicht ganz anders ist, als es uns durch unsere westlichen Medien vermittelt wird. Insbesondere gilt das für seine Menschen. Wir haben bislang hier viele beeindruckende und schöne Erfahrungen mit den Menschen, ihrer Offenheit und Hilfsbereitschaft machen können – das würde man so bei uns in Deutschland vergeblich suchen. Und meine übrigen Reiseberichte werden genau diesen Aspekt auch immer wieder herausarbeiten. Ich kann allerdings nicht ganz verhehlen, dass dieser wochenlange cyber-
Wir schaffen es mittlerweile ganz gut, uns mit den typischen Unbillen einer selbstorganisierten Reise in einem Land durchzuschlagen, dessen Worte und Orte unaussprechlich sind und dessen Bewohner in manchen Teilen noch keinen Westler gesehen haben, ohne das ein Chinese das Gesicht wegen uns verlieren müsste. Man kann in höflicher oder humorvoller Form auf Mißstände aufmerksam machen (z.B. der ständig telefonierende Fahrer eines Tourenbusses in Dunhuang): wenn die Leute etwas ändern können, tun sie es dann auch. Und wenn sie es nicht können – so wie heute – dann geht eben nichts: Andreas muss eine 4-
Fassaden und Verkleidung -
Überhaupt -
Während die Menschen selber – vor allem in ländlicheren Regionen – wirklich sehr freundlich und hilfsbereit sind, neugierig und echt froh und stolz, wenn sie die Gestik der Fremden richtig gedeutet und das richtige Obst in der richtigen Menge ausgewählt haben, und auch die englischsprechenden Studenten eine wirkliche Freude, kann man das von ihrer Regierung oder Verwaltung offensichtlich nicht unbedingt sagen. Die Politische Parole (richtig: die Fassade…) sagt: Fremde sind willkommen, wir sind ein offenes Land, jeder darf gehen wohin und sehen was er will, Einschränkungen dienen dem eigenen Schutz. Alle offiziellen Schilder wie Straßennamen, Toilettenzeichen und so weiter sind auch in englischer Schrift – auch in der Provinz. Die Menschen auf der Straße reagieren überwiegend freundlich oder neugierig auf uns – gerade auch in den Regionen, wo wir keinen weiteren Westlern begegnen, und das sind wir eine ganze Weile. Die Regularien dahinter sprechen eine andere Sprache, die man aber meist nicht sieht, wenn man als „Normalo-
Währen der Wochen, die wir im Land sind, erscheint uns China mehr und mehr als ein großer Spielplatz der Weltgeschichte, wo sich Menschen austoben, die nichts und niemanden außer sich selber im Sinn haben. Wer die zugehörigen Chinaseiten in der Website liest, wird das Motiv merken, dass sich immer wieder durch die Einträge zieht: es wird in äußerster Rücksichtlosigkeit, aber mit dem Gesicht, als ob man es nicht gewesen ist, geschubst, gedrückt, gedrängelt. Ob es um gestrecktes und damit vergiftetes Milchpulver geht, Gift in Spielzeugen oder dem Fleisch toter Schweine, das eine Bande zurück in den Nahrungsmittelkreislauf schleusen konnte (-
Im Laufe der Tage zeigt sich eine Struktur in meine Versuchen, in meine Mailaccounts zu kommen: Beim ersten mal klappt es – und man kann drin bleiben, egal wie lange. Doch ab da wird der Zugang blockiert und ein weiteres Einloggen ist nicht mehr möglich (Ihre Internetverbindung wurde zurück gesetzt). Einloggen wird zudem nur erlaubt, wenn der Rechner sich email und Passwort speichern darf – ansonsten läuft gar nichts.
Nach ca. 3 Wochen beruhigt sich die Lage insofern, als ich wieder mehrfach hintereinander in meine Mailaccounts kann. Allerdings ist auch das nur von beschränkter Dauer: in dem Hotel in Peking, von dem aus ich diese jetzt Zeilen spät im September schreibe, habe ich eine erstklassige Internetverbindung, mit der sich sogar Schmonzetten aus der deutschen Mediathek abrufen kann. Nur -
All das sprengt jede Wahrscheinlichkeitsrechnung, um als Zufall erscheinen zu können. Nachdem ich mich Tagelang mit diesem Problem rumgeschlagen habe, bin ich so entnervt, daß ich diese ganzen chinesischen Hackeridioten nur noch zum Teufel haben will: was soll das -
Und eines muss ich natürlich dazu sagen: ich kann zunächst nicht sicher sein, dass gerade China meinen Rechner gehackt hat. Auch die NSA ist im Moment groß darin, einfach zu tun wie ihr beliebt. Gerade wurde der Partner von dem Guardian-
Die Angelegenheit erhält noch eine weitere Brisanz und leider auch womöchlich eine Fortsetzung. In dem Moment, wo uns klar war, dass der Rechner gehackt, zerstört und nicht neu aufzusetzen ist, schreibe ich einer Freundin zu dieser Angelegenheit, schildere meine Gedanken und die möglichen Verursacher eines solchen Hacks und bitte sie um Rat und Mithilfe, auch was mein weiteres Vorgehen und meine Reise betrifft. Denn die steht in ihrer Gänze mit den jetzt zusätzlich anfallenden Kosten auf dem Spiel: Der Laptop lässt sich in China aller Voraussicht nach nicht mehr neu aufsetzen, schon gar nicht mit englischem Betriebssystem. Einen neuen Laptop kaufen – die sprechen alle chinesisch und haben die falsche Tastatur. Zudem sind sie mit einer Überwachungssoftware ausgestattet, die ich definitiv auch nicht brauche. Heimfliegen und das jetzige Gerät mit neuer Festplatte versehen und neu aufsetzen mit den Programmen, die ja auch alle zu Hause sind? Abgesehen davon, dass meine gesamte Arbeit gerade blockiert ist, beläuft sich der Schaden mit Verdienstausfall so auf einen mittleren 4-
Grundsätzlich gibt es hier 2 Möglichkeiten: wir beide sind in irgendwelchen Verteilern, die diesen Virus rumgeschickt haben – dann sollten noch mehr Menschen unseres Umfeldes ab Ende Juli mit dem Totalverlust ihres PCs betroffen sein und das Ganze hat nichts mit uns zu tun. Oder, sehr sinister: meine Mails wurden gescannt und die reguläre IP-
Bei der Frage, warum sich eine Großmacht damit abgeben sollte, reisenden Eurythmisten den PC abzuschießen, meint Andreas grinsend: „Vermutlich gibt es eine Rechts gerichtete Eurythmiefraktion, die grundsätzlich gegen das Verwenden von PCs ist und daher an zentraler Stelle versucht, diese auszuschalten“. Na denn…
In der Zwischenzeit habe ich meine Website zumindest teilweise mit den Reisebereichten aus China angereichert. Hier die Schnellfassung als Überblick, es gibt überall die Links auf die entsprechenden Seiten:
Alles zum Kapitel Wüste und Buddhistischer Höhlenmalerei findet sich in den Einträgen zur Provinz Dunhuang, das ist auch durchweg fast fertig
Ein wirkliches großartiges Naturwunder sind die Höhlen von Zhijin -
Vieles fehlt noch: die Flußfahrt auf dem Yangtsee, Peking fast als Ganzes -
Besondere Schmankerln für China-
Shanghai ist unverändert wie schon letztes Jahr
Tja -
Ab jetzt ist hoffentlich wieder mit regelmäßigen Updates zu rechnen, ich peile mindestens eines pro Woche an.