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Pfefferspray und Wasserwerfer – zur Demonstration gegen Stuttgart 21 am Donnerstag, den 30.9.2010 im Schloßgarten

Herausgegeben von Beatrix Hachtel in Deutschland · 2/10/2010 15:31:51 · Download MVI_5194.AVI





Ja, auch wir waren dort. Eine Stunde nach dem Parkschützeralarm sind wir eingetroffen und bis Abends spät geblieben, nicht ohne eigene Blessuren. Dabei über das Blackberryhandy mitzubekommen, wie die Medien diese Situation den Tag über systematisch verschweigen, verdrehen, verkleinern, bringt mich auf die Palme und ist Motivation für diesen Eintrag zum thema S21. Dasselbe gilt für die Großdemonstration am gestrigen Freitag. Würden die Aussagen der aufgetretenen Redner im Volke bekannt, es würde sich vermutlich ein bundesweiter Aufstand entzünden. So aber werden in den Medien ein paar Passanten zu ihrer Meinung intervievt, die Teilnehmerzahl wird kurzerhand halbiert und andere Tricks versucht.


Hier die Gliederung des Beitrags:

•\tBilder vom Tagesgeschehen mit Links zu youtube-videos: was geschah und vor allem: wie viele Leute waren es denn, die demonstriert haben?
•\tForderungen der Demonstranten, Sprechchöre und der spätabendliche Volkszorn
•\tVideos zur Brutalität der Polizei
•\tInformationen an der Großdemo am Freitag Abend und meine eigene Stellungnahme
•\tFazit



Bereits eine Stunde nach dem Parkschützeralarm sieht es um 11.15 so aus: diese Menschen sind gekommen, und das ist nur ein kleiner und unbetroffener Teil des Wiesenareals:



Hier wird auf einen Hügel geschaut, in dem berittene Polizei und eine Hundertschaft der Einsatzkräfte bereits Gegner von Stuttgart 21  eingekesselt hat (11.20 Uhr):



Die Jugendlichen im unteren Bild waren in einem dahinter liegenden Parkteil auf diesen Gerüstwagen geklettert, verhielten sich aber absolut friedlich und mit ihrer Zivilcourage vorbildhaft. Menschen aller Altersgruppen sind hier zu sehen, von Aufruhr oder Gewalt keine Spur.



Auch in eben diesem Parkteil sind Menschenmassen versammelt:



Man kann also an diesen wenigen Bildern sehen, daß schon um 11.30 etliche tausend Menschen im Schloßpark zum demonstrieren waren.  Und das steigerte sich von Stunde zu Stunde.

Diese Mannschaft zieht dann los in den umstrittenen Einsatz, es ist noch vormittag:



Man erkennt die Bilder aus der Tagesschau…:



Das Problem für die Einsatzkräfte war, daß sie nur mit den Gerüsten auf dem besetzten Wagen eine Chance hatten, das Areal abzuschließen. Ohne diese hätten auch die 1000 Mann Bereitschaftspolizei nicht genügt, die Leute zu vertreiben. Wahr ist allerdings, daß die 2 Wasserwerfer von vornherein mit auf das Gelände gefahren worden waren. Und diese wurden dann recht bald eingesetzt.

Zu diesem Zeitpunkt gibt es also schon mehrere „Baustellen“ mit renitenten Bürgern und der Polizei. Die Leute suchen zu verhindern, daß die schon vorhandenen Absperrungen der Polizei ausgeweitet werden, indem sie sich auf die Barrieren setzen. Alte Frauen stellen sich den Beamten in den Weg, greifen nach den Gerüsten. Mir tun die Beamten leid – Polizist wird man, weil man für das Rechte sogen will, und nicht, um sich gegen Frauen allen Alters zu stellen. An vielen Stellen entstehen kleinere Sitzblockaden, die von den Beamten durch auseinanderzerren wieder aufgelöst werden. Komischerweise wird keiner festgenommen, das wäre doch im Schwaben der einfachste Weg, sich vom harten Kern in der Meute zu trennen. Das stattdessen harte Vorgehen der Polizei und die Einsatztaktik im Park lassen hingegen leider tatsächlich darauf schliessen, daß diese Eskalation ein Teil der Strategie war: mit Randalierern mag sich das Volk eben nicht solidarisieren. Dummerweise randaliert keiner.

Die jetzt folgenden Bilder sind aus den Medien im Wesentlichen bekannt, daher nur ein kleiner Ausschnitt:

Im gerade bewirtschafteten Biergarten des Schloßparks, wo auch Leute sitzen und essen, sucht ein Teil der nur beobachtendnd demonstrierenden Menschen Schutz vor den Wasserwerfern – vergeblich! Der Strahl der Maschienen wird direkt auf die Bänke gelenkt, im Bild von rechts kommend, hier gerade nicht sichtbar:





Zu diesem Zeitpunkt, es ist nach Mittag, ist der Park bereits voll, über und über stehen Menschen, egal wohin man sieht! Da von ein paar Tausend Demonstranten zu sprechen – noch dazu Gewaltbereit – ist blanker Hohn. Und das empfinden die Leute: hier soll vertuscht werden.

Der Wasserstrahl geht in beide Richtungen, aber wo sind die gewalttätigen Demonstranten? Zwischen den beiden Bildern liegen nur wenige Sekunden!





Und so geht es weiter. Tränengasschwaden in unmittelbarer Nähe der Menschen:



Hier hätte ich gerne noch noch ein teilweises Rundum-Video eingefügt, um einen Eindruck von den Menschenmassen zu geben, die sich in alle Richtungen hin erstreckt haben, das macht aber das Programm nicht mit. Der Link ist unten angefügt.



Sprechchöre und Volkszorn:

Am Nachmittag, nachdem die Polizei ihn Ziel erreicht hat und die Barrieren stehen, schlägt die Sprachlosigkeit um in Wut. Den nun hinter ihren Gattern scheinbar eingekesselten Einsatzkräften schlägt in akustischer Hinsicht ein beispielsloser Zorn entgegen. Immer wieder waren während des Einsatzes Slogans gerufen worden, jetzt erschallen sie viel-viel-tausendfach in Chören, begleitet von ohrenbetäubendem Lärm von Tuten, Pfeiffen, Vuvzelas, Kochtöpfen  und Trommeln:

Schämt Euch!

   Pfui!

         Aufhören!

             Wir sind friedlich, was seid ihr?

    Wir sind das Volk!

        Unser Park!
                          
                            Lügenpack!
gemeint sind die Politiker

         Und natürlich:       Mappus weg!    


In der Nacht schlägt das ein weiteres Mal um: die Leute kamen von der Arbeit nach Hause, stießen auf ihre weinenden Kinder und/oder sahen die Bilder im Fernsehen. Und das treibt sie wieder hinaus, und jetzt kommt hinzu:


        Kinderschläger!!!


Damit wird auch klar: die „Staatsmacht“ ist zu weit gegangen. An dieser Stelle wird mir klar: hier ist der Samen für einen Volksaufstand gelegt worden. Man wird in den nächsten Tagen sehen, wohin das führen wird.



Videos im Internet:

Gibt es zuhauf. Eine der brutaleren Bildersammlungen zum Thema gewalttätige Polizisten findet sich hier, das Video wurde in 24 Stunden 90 000 mal aufgreufen:

glanzleistungen der polizei bei der schülerdemo gegen s21 am 30.09.2010 http://www.youtube.com/watch?v=W1UYd5LDQXA&feature=player_embedded


Eine Sammlung von Mitschnitten gibt es auf dieser Seite:

http://www.cams21.de/Daten/allecams.html




Um den Lügen der  Politiker und dem gewalttätigen Auftreten der Polizei entgegen zu treten, werden nun allenthalben Zeugen gesucht und Mitschnitte gesammelt. Es wird schwerer für Machthaber, derartige Vorgänge herunter zu spielen. Im Iran hat man aber bereits gelernt: Bei Demos werden jetzt die Datenübertragungsraten herunter gesetzt, um livestreams zu vermeiden. Das war wohl auch der Grund dafür, daß man einen Robin-Wood-Aktivisten von einem Baum runter geholt hat, der meines Wissens an dem Tag gar nicht gefällt werden sollte: Der Herr hatte den Einsatz von oben per Livestram übertragen.




Die Großdemonstration am Freitag im Schloßpark Stuttgart:


Hierzu kann ich nur eines sagen:

wenn das bekannt wäre in der Republik, was die Redner dort auf der Bühne gesagt haben, die Faktenlagen als Antwort auf all die Lügen von zuständigen Herren und Medienverzerrungen, hätten wir einen Volksaufstand.

Daß unsere sonst so zurückhaltenden Schwaben SO sauer werden können als eine Gemeinschaft, hätte ich nicht für möglich gehalten. In Berlin müsste man jetzt wohl die Politiker von den Pflastersteinen kratzen, dafür ist man hier aber doch zu gesittet. (Symptomatisch dafür ist, daß in den Medien statt Ausschnitten der Reden oder einem Interview mit den Rednern irgendwelche Passanten befragt wurden). Es ist das Bildungsbürgertum, das  gerade daran realisiert, daß die Bürger auf Entscheidungsfragen, politische Willensbildung und Fehlentwicklungen keinen Einfluss mehr haben. Daß Politiker Ränke schmieden und Lügen erzählen können, Medien beeinflussen und konsequenzlos  Gewalt ausüben können, ohne daß dem etwas entgegen zu setzen ist. Das bringt die Menschen in Rage, nicht nur der Bahnhofsumbau. Denn bisher konnte man sich noch in der Illusion wiegen, daß die Medien ja wohl die Wahrheit sagen und Unwahres durch Recherchen ans Licht gebracht wird. Pustekuchen: die Medien berichten erst, wenn der Druck des Bildmaterials im Internet so groß wird, daß man nicht mehr gefahrlos einen Kurs von Unwissenheit oder Herunterspielen fahren kann (Siehe dazu auch den plötzlichen Umschwung der Stuttgarter Zeitung, nachdem 100 000 Menschen gestern lärmendst gebuht hatte ob deren konsequent unwahren Berichterstattung – heute las sich dort dann doch mal anders, was zu den Protesten zu sagen war…). Die von mir sehr genau verfolgten Ereignisse am Golf von Mexiko (Bp´s oil spill) nach dem Untergang der Deepwater Horizon haben mich bereits vor Monaten eines Besseren belehrt: Das Geld hat die Macht und macht, was es will. Politiker scheinen längst zu Marionetten geworden zu sein und beliebig austauschbar, die Medienwelt eingekauft, eingesackt und zum Kino pervertiert. Das hat ein Ausmaß erreicht, das die Arroganz und Rücksichtlosigkeit dieser Politiker und z.b. auch von Wirtschaftsbossen erklärt: Sie wissen: man kann ihnen nichts mehr. Wussten Sie, daß 3 oder 4 der letzten Bahnchefs von Daimler kamen…? Die Rede ist davon, daß die Bahn kaputt gemacht werden soll zugunsten des personenverkehrs. Passt das vielleicht zu dem Stern auf dem Stuttgarter Bahnhof?



Wo uns das hinführt, habe ich mit meinen eigenen Plakaten zusammen gefasst und auf einem Putzstab zweiseitig durch Stuttgart getragen:



..........und hier die Rückseite:




Fazit:

Insgesamt denke ich dieses:


Die Menschen gerade auch des konservativen Bildungsbürgertums wachen dafür auf, daß sie entmachtet wurden, keine politische Einflußmöglichkeit haben und realisieren, daß Unrecht sich breitmachen kann ohne Korrekturmöglichkeit.


Man kann nur hoffen, daß die Menschen in der restlichen Republik dafür auch wach werden und die „Chips- und Fernsehfraktion“ unseres Volkes mit seiner Trägheit nicht schon die regungslose Mehrheit darstellt. Dann wäre noch Rettung möglich und die Aufgaben Mitteleuropas könnten wieder angegangen werden. Ansonsten droht wohl die finanzielle Versklavung für „Großprojekte“ und „Ausgaben für Maßnahmen der Inneren Sicherheit“.