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Abenteuerurlaub in Stuttgart – vom modernen Wahnsinn des Kamerakaufs
Ein Verriß auf die moderne Kameralandschaft und eine Empfehlung an Sie: bleiben Sie bei Ihrer Alten, nutzen Sie Ihr Handy oder lesen Sie diesen Text:
Kamerakauf? Sollten Sie je daran denken, sich in der nächsten Zeit eine anschaffen zu wollen, dann lassen Sie sich durch diese Geschichte gewarnt sein – egal, an welche Marke Sie denken und in welcher Preisklasse Sie investieren wollen. Wenn nicht, erfreuen Sie sich am typischen Wahnprogramm moderner Unternehmen für heutige Kunden. Zumindest die Generation jenseits der 40 wird sich die Augen reiben.
Und ja – es gibt eine Lösung: die kommt dann ganz unten.
Eigentlich sollte an dieser Stelle ein Eintrag zu Tunesien stehen. Leider war ich nun Wochenlang mit anderem beschäftigt – und so kommen wir zur Geschichte:
Der dümmste Bauer und die größten Kartoffeln…
Meine alte Kamera kam 2007 auf Empfehlung zu mir und war meine Erste. Fotografiert wurde per Knopfdruck, was am Ende die Speicherkarte hergab, war unmittelbar verwendbar und wurde ohne weitere Bearbeitung auf die Website gestellt. Fast alles auf der Website, was nicht Eurythmie ist, kam so zustande.
Dieser alte Weggefährte hat nun 6 Jahre monatelange Extremtouren hinter sich und 13000 Bilder: 15°C Minus im Himalaja bis 40°C Plus im Amazonas. Trocken, staubig, feucht, kalt, heiß – alles hat sie mitgemacht. Jetzt fällt sie auseinander, ein Ersatz muß her. Also wandere ich zum Alpha-
Dann kommt der Urlaub – und nur Ärger. Schon auf dem Display ist zu sehen, daß nichts zusammenstimmt. Tage experimentiere ich mit der teuren Bridgekamera und ihren Einstellungsmöglichkeiten: 2/3 der Bilder lösche ich direkt, weil sie nicht brauchbar sind. Sonnenuntergang – aber sicher doch. Nur: Wo sind die roten Wolken geblieben, die da am Himmel stehen? Wenn ich nur die roten Wolken anzoome, sind sie auch rot. Aber mit grösserem Himmelsausschnitt verschwinden sie wieder in einem allgemeinen Pixelbrei. Dämmerstimmung? Die Kamera findet das Hausdach unterhalb interessanter und hebt dessen Farben hervor – nischt mit bunter Himmel. Und überhaupt: bei den Farben, da stimmt aber auch gar nichts zusammen.
Auf einem Aquarellblock werden Farbflächen von ca 25 Farben erstellt, getrennt jeweils durch einen weissen Streifen. Nun mache ich 3 Bilder mit der selben Speicherkarte:
1. Mit meiner alten Canon
2. Mit der G15 im Automatikmodus ohne weitere Einstellungen
3. Mit der G15 mit angepassten Parametern, bei denen die Farben auf dem Display am ehesten mit den Farben auf meinem Block übereinstimmen. (Natürliche Farben, etwas heller eingestellt)
Die entstandenen Bilder werden auf ein und demselben Canon-
Meine alte Canon Powershot zeigt auf dem Display die Farben in etwa so, wie sie auf dem Block sind. Und der Ausdruck des Bildes zeigt die Farben nahezu genauso wie auf meinem Block. Einzige Ausnahme: die BLautöne sind ein klein wenig leuchtender.
Die Supertolle neue Canon G15 zeigt im Automatikmodus auf dem Display Farben, die mit meinen gemalten Farben nicht übereinstimmen (wie soll ich dann Farbanpassungen vornehmen, wenn das Display nicht stimmt?) . Aber der Ausdruck geht in die richtige Richtung – mit der unangenehmen Ausnahme, daß das Zitronengelb eher grün ist und auch sonst kleinere Verschiebungen drin sind.
Bei der neuen Canon G15 kommt das große Erwachen dann bei dem angepassten Modus, bei dem das Display zeigt, was etwa auf dem Farbblock ist. Im Ausdruck sind dafür alle Rottöne ins BRAUN verzerrt…. Grrrrrrrrrrrrrrrrrrr.
Ich könnte jetzt noch weiter machen mit all den tollen „Neuerungen“ der G15, das spare ich mir hier. Ich will weder Mickymaus-
Die Profis unter den Lesern, die schon auf dem Stuhl hin und her rutschen, wissen es schon längst:
Die Verkäufer schauen sich die mitgebrachten Ausdrucke und Vorlagen noch nicht mal an. Nach Ansicht eines modernen Fotografen könne die Kamera alles, was ich von ihr will – ich muß eben nur in RAW (einem Format, das 40x mehr Speicherplatz braucht als ein normales Bild: 50 Bilder pro DVD) fotografieren statt im bislang normalen Jpeg und dann am Abend am PC die Bilder separat nachbearbeiten. Ach – dann müsste ich die Farben also zwischenzeitlich in meinem Kopf speichern? Oder alternativ den Laptop mitnehmen:
Man stelle sich das im Himalaja vor: Beatrix auf dem Pferd. Rechts die Kamera. Links wird der Laptop balanciert. Speicherkarte aus der Kamera raus, in den Laptop rein. Bild von der Landschaft anpassen an tatsächliche Farbe der Landschaft. Abspeichern, fertig. (Zu viel Sonne ringsrum, auf dem Display nischt zu sehen?? Kein Problem: Beatrix mit Pferd einfach unter eine Decke mit Loch zum Rausschauen). Wer hält das Pferd derweil? Wo kommt der Strom her? Bei angenommenen 5 Minuten pro Bild und Nachbearbeitung – wie viel Bilder darf man pro Tag machen, so daß man noch zum Reisen kommt? Eh – liebe Leute.
Mein zarter Hinweis, daß meine bisherige Powershot ja auch auf Knopfdruck farbtreue Bilder geliefert hat, wird geflissentlich überhört. Es folgen Arabische Zustände in dem Laden mit einer zornigen Frau in der Primetime am Samstag Nachmittag. 2,5 Stunden stehe ich am Tresen und warte auf den Besitzer, bis die Mannschaft endlich einlenkt und sich der Farbtafeln und Ausdrucke annimmt. Und dann wird deutlich, wo der Hase im Pfeffer liegt: Das, was ich will, gibt es nicht mehr. (!! Hähähä!!). Außer in Handykameras, wo man nicht so viel Technik verbauen kann. Der Verkäufer kann mir schlicht keine Kamera anbieten, die noch farbtreue Bilder liefert.
Aber was liefern moderne Kameras DANN?
In erster Linie viele Pixel. Da die aber auf dem Sensor der Kamera (resp. dem Bild) nicht mehr richtig Platz finden, fängt die Kamera nun an zu rechnen. Dabei ist es am Ende wohl ziemlich Wurscht, ob sie das Prinzip „Ehne mehne Muh und raus bist Du“ anwendet oder „Alle ähnlichen Rots in die linke Ecke“ – für jede Situation gibt es eine Vorgehensweise, die darüber entscheidet, wie die Kamera ihre Auswahl trifft. Zu den vielen Pixeln kommen offensichtlich auch viele I…-
FAZIT: ich bin aus dem letzten Jahrtausend, weil ich unter normalen Lichtverhältnissen das aufnehmen will, was ich sehe -
Wochenlang verbringe ich nun im Internet – Andreas läßt es stoisch über sich ergehen. Tests, Farbtafeln, sonstewas – das ganze Programm dessen ziehe ich mir rein, was bei Farbtests so eine Rolle spielt. Der Händler geht mit mir sein in Frage kommendes Arsenal durch anhand meiner Aquarellfarbtafeln – nix zu machen. Vor lauter Verzweiflung beginne ich mir bei Ebay als Ersatz (meine) alte gebrauchte Canons zu ersteigern: wie sich nämlich rausstellt, hatte ich das letzte hervorragende, robuste und farbtreue Kameramodell, bevor der Pixelwahn einsetzte. Am Ende entdecke ich bei Chip.de eine Tabelle, in der man alle getesteten Kameras nach Kriterien sortieren kann – ganz weit hinten versteckt dabei auch die Farbwiedergabe:
http://www.chip.de/bestenlisten/Bestenliste-
http://www.chip.de/bestenlisten/Bestenliste-
(Überhaupt – diese Tests… diese entsetzliche Canon G15 schneidet dabei überall vorne ab, das muß man sich mal reinziehen!).
Die Canon EOS 600D, eine Nikon D5000 (beides bereits ausgelaufene Modelle) und eine Pentax K30. Zum selben Preis gibt es auch die Bridgekamera Fujifilm X20, die sich lohnt, näher anzuschauen, aber vor allem bei Städtereisen eine gute Figur macht, weil die Brauntöne wirklich super naturgetreu sind.
Mit diesem Wissen wandere ich also nochmals mit meinem Aquarellblock zum nächsten Saturn und bitte den Mitarbeiter dort, mir die 3 Kameras vorzuführen. Die EOS 600 ist in dem Moment dort im Angebot zu haben, bei der Nikon muß die 5100 herhalten und bei Pentax die K5.
Und was soll ich sagen: Am Ende zeigt sich mit Canon EOS 600 dasselbe Bild: auf dem Display sind die Farben nicht nur stärker dargestellt, sondern auch verzogen. Und am Ausdruck zu Hause begrüßt mich nicht nur das bekannte Rotbraun statt Rot, das den Japanern offensichtlich Fukushima in die Linsen gebrannt hat (aber ich vergesse, Fukushima war nach der EOS 600). Nein: auch der Mickymauseffekt ist wieder da, was mir dann doch – hurra – mehreres zeigt:
1. Die Kamerahersteller bedienen einen Geschmack, der sich in bestimmter Art von der Wirklichkeit unterscheidet: der eine zieht all seine Produkte ins Grün, der andere ins Blau oder sonst wohin.
2. Da man die Effekte offensichtlich steuern kann, könnte man sie sicher auch entsteuern – ein Rätsel: denn offensichtlich will das niemand. Mich erinnert das an die Zeit vor 10-
3. Glaube niemals einem Kameratest, wenn Du die genauen Rahmenbedingungen nicht kennst oder vergleichen kannst.
Lange sitzen wir über den Bildern, die ich im Saturn habe machen lassen. Für mich bleiben also 2 Kameras im Rennen: die alte Nikon D5000 und die neue Pentax K30, die wir aber beide nicht haben testen können.
Ende gut – alles gut?
Ich habe mir nun erst mal einen Vorrat meiner alten Powershot A710IS ersteigert, die mir für den Alltagsgebrauch absolut gute Dienste tut und mit der ich in Asien unterwegs sein kann, ohne beklaut zu werden. Denn dort überall mit einer Spiegelreflex rumzurennen, ist keine so gute Idee.
Aber, die Überraschung, sie kommt– und gerade habe ich mit unserer neuen Errungenschaft den Sonnenuntergang fotografiert. Und siehe da: Ende gut, GUT!
Es zeigt sich überraschenderweise, daß die PENTAX K30 laut Tests nicht nur farbtreu fotografieren kann, sondern zudem eine robuste, wasserfeste, staubdichte OUTDOORKAMERA ist: mit jedem erdenklichen Schnickschnack, den man sich nur wünschen kann, zudem nicht zu schwer, nicht zu teuer. Andreas bestellt so ein Exemplar zum Testen.
Tage laufe ich nun mißtrauisch durch Wohnung und Landschaft, mache Fotos und vergleiche die Alte mit der Neuen. Die Pentax ist nicht nur hervorragend in ihrer Farbwiedergabe, sie zieht mit vielen Funktionen zudem an der Konkurrenz vorbei. Nur in den Läden ist sie nicht zu finden. Wie seltsam.
Und auch hier kann ich alles einstellen: Mehr oder weniger scharf? Soll eine Farbe angehoben werden? Eher leuchtende oder eher bedeckte Farben? Wunderbare Spielereien für den nicht ausgefüllten Menschen, geniale Möglichkeiten zum Kreativ sein.
Und der Praxistest straft alle Händler Lügen:
Auch der Depp, wie ich völliger Laie, kann mit DIESER Spiegelreflexkamera per einfachen Knopfdruck in Jpeg (!!!) farbtreue und geniale Bilder machen. Nix RAW, nix nachbearbeiten. Keine Stunden vor dem PC, wenn man das nicht will. Denn das was raus kommt, ist super. Schnappschußtauglich! Die Automatik belichtet genau so, wie ich es aussen sehe! Bei weniger Licht zieht die Kamera die Farben intensiver, das fehlende Licht wird ausgeglichen, aber die Farben bleiben naturtreu (z.B. unsere Holztreppe im dunklen Treppenhaus)!
Hier unten sind nun ein paar verkleinerte Bilder aus der Wilhelma eingefügt –
das Wetter war schlicht furchtbar, aber ich wollte sehen, was die Kamera mit sich bewegenden Tieren, im Dunkeln und mit Blüten macht. Und am Ende, eben jetzt gerade, der erste zu fotografierende Sonnenuntergang: wahlweise in naturgetreu (und hurra -
Wenn nicht anders erwähnt, sind alle Bilder im Programmpunkt "P" mit Farbeinstellung "natürlich" gemacht:
Fische der Farbeinstellung "natürlich"
Fische der Farbeinstellung "Leuchtend"
Alles im Aquarium ist Farbeinstellung "Belebt" oder "Leuchtend"
Beim oberen und unteren Bild spiegeln sich die Fische an der Wasseroberfläche!
Wer bekommt den Fisch??? In der Wilhelma mit Pelikanen, Reihern und Seelöwen:
Und zum Schluß die versprochenen Sonnenuntergänge -
1. Farbeinstellung "Natürlich" -
2. Farbeinstellung "Leuchtend" holt Gelbtöne hervor, die so nicht sichtbar sind
3. Motivprogramm "Sonnenuntergang" ohne manuelle Einstellungen: