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On the Titicaca Lake -Reality and Disneyland of the Uros

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On the Lake Titicaca - Reality and Disneyland of the Uros




Am Titicacasee (ausgesprochen Titichacha) zeigt sich wieder einmal: wir haben zu wenig Zeit. Manches Highlight lassen wir links liegen, erleben aber unsere ganz persönlichen Höhepunkte.

Am See gibt es diverse Ausflüge zu einzelnen Inseln, deren Bewohner ihre Kultur und Trachten nach wie vor leben.
Weltberühmt sind die Uros, die sich vor einem recht kriegerischen Volk vor hunderten von Jahren auf das Schilf im See in Sicherheit gebracht haben und bis in heutige Zeit auf schwimmenden Schilfinseln leben. Was alle Reiseführer und Tour-Guides erzählen, ist, dass diese Menschen sehr scheu seien und vielfach mit Touristen wenig zu tun haben wollen - aus diesem Grund seien einige traditionelle Inseln speziell für Touristen zum Besuchen eingerichtet und freigegeben worden.
Wir entdecken jedoch unsere eigene Realität...:


Ausflug ins Schilf:


Wir treffen am Hafensteg von Puno auf Einheimische der verschiedenen Inseln, die dort kleine Büros unterhalten und Touren anbieten, deren Erlöse direkt den Gemeinden zugutekommen. Johannes vom Hafen, ein Original, das mehrere Sprachen spricht und sich als Uros vorstellt, ist über unseren Wunsch recht überrascht, die nicht-Touristischen hinteren Schilfbereiche mit einem Privatboot zu erkunden und - falls von den Menschen gewollt, ihnen ebenfalls einen Besuch abzustatten. Andreas hat als Gastgeschenk frisches Obst gekauft für den Fall, dass das klappen sollte. Die Leute seien aber sehr arm, schlechte Kleidung und so, wendet unser Führer ein. Das macht uns nichts, beruhigen wir.
Und so bekommen wir für knapp 50 Euro ein "Privatboot" und steuern im gemächlichen Tempo auf den See:

















Es sind rund 1 1/2 Stunden Fahrt bei herrlichstem Wetter, die wir in vollen Zügen genießen, bis sich aus dem Schilf die ersten Hütten herausschälen.





















Hier sieht man Uros beim Fischen - sie waren immer paarweise unterwegs, Mann und Frau, das muss aber nicht so sein, sagt unser Führer:













Der Mann auf diesem Boot transportiert Holz ans Festland, auch ein Uros, der uns zuwinkt.

















Einzelne Riedschilfhütten aus Schilf und Wellblechgebäude, die von der Regierung gesponsert wurden, so sagt man uns.
Unser Johannes hat offensichtlich einen Onkel hier wohnen und erklärt sich doch nur sehr zurückhaltend bereit, ihn besuchen zu wollen.




Und siehe da, der Onkel ist zu Hause und winkt uns heran.

Hier sieht man, wie flach das Wasser augenblicklich ist. In der Trockenzeit ist der Wasserstand des Titicacasees so niedrig, dass viele Inseln nicht schwimmen sondern aufliegen - die Schwankungen betragen bis zu 1,5 Metern.

Unser großes Boot hat rechte Mühe, einen Weg ins Schilf zu finden, letztlich muss uns der Onkel mit seinem sehr baufälligen Boot auf halbem Weg abholen.










Was sich nun vor unserem staunenden Auge abrollt, beschreibt der Lonely Planet so: "... die sich mehr schlecht als recht vom Fischfang ernähren..." . Allerdings. So kann man das nennen. Der Onkel hat 12 Kinder, das jüngste, Eva, ist hier auf den Bildern, die anderen arbeiten irgendwo. Die Familie weist uns nun in sehr herzlicher und ganz offener Weise in die Verrichtungen ihres täglichen Lebens ein, von Scheu keine Spur:




Hier werden die Rietgrasmatten mit Nadel und Faden hergestellt, aus denen die Schilfhäuser bestehen:















Der Fischfang des Tages: wenn bei den 12 Leuten noch was übrig bleibt, kann das auf einem speziellen Markt am Festland gegen andere Waren getauscht werden, Geld kennen die Uros so nicht.





Oben links die Kochstelle, geschützt von Wellblech - immerhin wird in trockenem Gras gekocht. Oben rechts wird gerade der Ofen aufgebaut - aus Steinen, die mit Riedgrasfeuer erhitzt werden. Dann kommt zwischen 2 Lagen Steine jeweils eine Lage Fisch - nach 5 Minuten Grillen sei der essbar...!






Und wir sind eingeladen, die Reichtümer in der kleinen Wellblechhütte zu bestaunen: Ein paar Kleider, ein Hammer, ein einzelnes Paar Sonntagsschuhe für den Mann, eine altersschwache Flinte. Decken zum Schlafen. Fertig.


Hunger und Not stehen dem Mann ins Gesicht geschrieben, anders als seinem gut genährten Neffen. Dennoch wirken Frau und jüngstes Kind aufgeräumt und aufgeschlossen, von Fremdenangst oder Ablehnung keine Spur.


Wir hinterlassen neben unserem Obst noch etwas Geld und verabschieden uns mit dem Gefühl, mit den uns völlig unbekannten Menschen etwas wie eine Lebensfreundschaft geschlossen zu haben. Unsere Offenheit und Unbefangenheit hat die Menschen geehrt, beim Abschied lässt sich der Onkel noch unsere Namen aufschreiben. Lange winken wir nach...


















Das zerfallende Holzboot des Onkels hat uns aber nicht befriedigt, jetzt wollen wir noch die traditionellen Schilfboote sehen, und die sind im vorderen Teil des Schilfbezirks - also zurück, eine weitere Stunde Fahrt.





Die "touristisch erschlossenen" Urosinseln -
"Alle meine Entchen" im Schilfmeer des Titicaca


Vor Sonnenuntergang fahren wir in ein Klein-Venedig aus Schilfinseln ein. Und hier die offiziell zugänglichen Uros-Inseln: schwimmende Schilfinseln, soweit das Auge reicht, bis an den Horizont:











Traditionelle Boote sowie gewaltige Touristenverschiffungen sind vor den Inseln vertäut. Die Anwesen wirken wohlhabend und sind reich geschmückt.
Auch hier gilt: wer winkt, ist empfangsbereit. Und hier erleben wir nun Disneyland pur. Auf einer dieser Inseln werden wir durch eine Art Show gezogen, was Erstellung einer Schilfinsel und traditionelles Leben betrifft.







Es gibt eine Miniaturdarstellung einer Urosinsel, auf der man den verrotteten "Torf"untergrund gut sehen kann.


Die Uros verkaufen auch Kunsthandwerk, daß sie aber vielfach nicht selber herstellen. Diese Dinge finden sich auch am Markt von Puno und von Cusco. Hier die Schöpfungsmythen der Inkas, die in den Stoff verarbeitet sind.















Ein See im Inneren der kleinen Insel, hier werden Hühner und Fische gehalten.




Hier rechts der "Touristenmerzedes",

eine Erweiterung der traditionellen Schilfboote, wie sie im Bild unten zu sehen ist:



Auch sonst sind diese Uros hier im Touristenzentrum geschäftstüchtig. Für eine 10-Minutenfahrt auf dem "Merzedes" wollen sie 3 € - pro Kopf, versteht sich. Eine Money-Make-Maschinerie tut sich auf, die uns regelrecht entsetzt, denn die Bewohner machen sich in jeder Hinsicht zum Affen und sind sich für keinen Blödsinn zu schade, Hauptsache es bringt Geld.








So werden wir mit Liedern verabschiedet: unser Führer "Johannes vom Hafen"steht links neben den beiden Frauen, die für uns singen: Spanisch, Quetchua und zum Schluss, man glaubt es nicht: Deutsch. Inmitten dieses Inselparadieses mit all den Enten und Vögeln singen uns diese beiden Damen als Gute-Nacht-Lied "Alle meine Entchen...". An unserem Antwortversuch: "Froh zu sein bedarf es wenig..." hatten sie kein Interesse.


Wir verlassen diesen Ort mit dem bedrückenden Gefühl, einen hungernden Onkel gesehen zu haben, dessen Neffe - dieselbe Familie also - gutgenährt und in allen relevanten Sprachen redegewandt, in seinem Wohlstand buchstäblich aus allen Nähten platzt, seinen Reichtum aber in keinster Weise teilt...




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