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Der Dalai Lama kommt

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Der Dalai Lama kommt... -
Erwartung der Tibeter in Dharamsala



Dienstag, 3. Oktober: Der Dalai Lama kommt von einer USA-Reise zurück. Es ist offensichtlich ein Teil der Security, die genaue Zeit seines Eintreffens nicht bekannt zu geben. So sammeln sich - wie immer bei seiner Ankunft - schon am Morgen Menschengruppen auf der Straße, bis es schließlich heißt, er käme gegen Mittag.
Die Straßen sind für seinen Empfang mit Wimpeln und Fahnen geschmückt, auf dem Tempelgelände malen die Mönche Mandalas mit weißem Kalk auf den Asphalt. Alle Tibetischen Ämter haben geschlossen, deren Mitarbeiter haben sich auf der Straße von Dharamsala bis Mcleodgranj versammelt, um ihr Oberhaupt zu grüßen, das wohl recht selten tatsächlich vor Ort weilt.

Gegen Mittag haben sich tausende von Menschen auf den Straßen postiert, nirgendwo ist ein freier Platz verblieben. Die Menschen werden still. Die meisten beten. Jeder hat etwas in der Hand: entweder die Mala, den tibetischen "Rosenkranz", gleich eine ganze Hand voll Räucherwerk, das in der Hand verbrannt wird, oder weiße Schals - oder kleine Kinder.
Ich habe mich kurz vor der Auffahrt zum Tempel postiert. Die Touristen, sonst so präsent im Straßenbild, gehen zwischen diesen vielen tibetischen Gesichtern völlig unter. Auch die unzähligen Mönche und Nonnen der verschiedenen Klöster haben sich gruppiert und stehen diszipliniert seit Stunden ruhig in ordentlichen Reihen.
Es ist schon längst Zeit für sein Erscheinen, da biegt vom darunterliegenden bewaldeten Berghang eine große Herde "heiliger" Kühe auf die enge Straße ein und trottet in Gegenrichtung. Auch die Hindus haben offensichtlich beschlossen, genau zu dieser Zeit auf diesem abgelegenen Abschnitt hier fahren zu müssen, Kühe und Jeeps kollidieren und konkurrieren um den Weg, gerade 3 m breit. Die Menge weiß um die Sicherheitsproblematik und bleibt diszipliniert, doch Spannung ist spürbar. Mit großer Liebe wird den Kühen auf den Hintern geklatscht, dann ist der Spuk vorbei.
Irgendwann kommt von den Sicherheitskräften die Meldung an die Menschen, er käme nun, und bald hört man in der Ferne ein besonderes melodisches Hornsignal. In die Menge kommt Bewegung. Wer kann, verfolgt die Fahrt des Konvoi die Bergstraßen entlang. Ein erster Jeep erscheint und schlagartig gehen die Menschen in Position: in Gebets - und Opferhaltung verharrt die Menge, werden 100te weißer Katas (Schals) ihm zur Begrüßung entgegengehalten. Grüßend sitzt er im Auto, sichtlich abgespannt. Hinter dem Wagen rennen Sicherheitskräfte und eine verkleidete Mönchstruppe tanzt hinterdrein. Dann kommen die Jeeps der "Officials" - und schon ist alles vorbei.

Im Tempel, wo derzeit eine einwöchige Puja für die tibetische Armee (auch das gibt es, man höre und staune!) abgehalten wird, beginnt nun die Massenspeisung: Auf dem Gelände sammeln sich viele hunderte von Menschen. Helfer tragen Reis, Gemüse und Joghurt in riesigen Eimern und füllen die hungrige Menschenmenge ab. Wer kein Gefäß mehr findet, benutzt Brot als Unterlage. Die Puja wird von der Armee gesponsert und für die Armee abgehalten, das Essen für alle gehört traditionsgemäß dazu. In einem Topf, 1 m hoch, rund und 1,80 m im Durchmesser, ist der Reis. Die Tibetische Armee scheint eine Unterabteilung der indischen Armee zu sein, gerne genutzt für Einsätze in den Bergen, weil die Tibeter den Höhenverhältnissen besser angepaßt sind als ihre indischen Brüder aus dem Tiefland.

Religiöser Führer seines Volkes - man kann hier auf den Straßen erleben, was das bedeutet. Am Abend fragt ein Ladenbesitzer: Did you see him? Yes, antworte ich, "In the car". Oh, meint der Mann, "you are lucky! Normaly he is always out, never here. My parents never saw him until now".
Na denn.

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