Varanassi - where is a lot of light, there is a lot of shade - Liebe zur Erde

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Varanassi - where is a lot of light, there is a lot of shade




Varanassi - Heaven and Hell, Light and Shadow in the Vicinity of Nirvana.





Eines von Richards vielen Bildern aus Varanassi (www.rschuckman.com/?m=200702)





Varanassi (Benares), Venedig des Ostens und Indiens heiligste Stadt: wer hier stirbt, durchbricht nach dem Glauben der Hindus automatisch die Kette der Wiedergeburten und geht direkt ins Nirwana ein.
Ein Bad im Ganges reinigt von allen Verfehlungen. Glücklich ist jeder, der hier geboren wird, denn die Wahrscheinlichkeit, daß er hier auch stirbt, ist zumindest recht hoch. Etwas wie stille Freude durchzieht neben dem Licht die Atmosphäre dieser Stadt, in der man auf Schritt und Tritt auf wunderbare Tempel, Pilger, Sadhus, heilige Männer und auch manches andere trifft.

Wo viel Licht, da viel Schatten:

Nie habe ich eine Stadt gesehen auf die das so zutrifft wie für diese. Leider ist die Kamera in Jaipur geblieben. Wer erstaunenswerte Bilder sehen will, dem sei der englischsprachige Blog von Richard empfohlen, dort der Eintrag vom Februar 2007:   http://rschuckman.com/?m=200702   

Zu den Bildern dort hier ein schriftliches Pendant:
Varanassi schmiegt sich ans Westufer des Ganges, der an dieser Stelle einen großen halbkreisförmigen Mäanderbogen beschreibt mit Durchmesser von ca. 10 - 15 km. Der Fluß ist im Moment zwischen ca. 200 - 500 m breit, das gegenüberliegende Ufer, die Innenseite der Mäander, besteht aus mehreren Kilometer breiter sowie ins Land ragender Sandfläche fast weißer Farbe. In der Monsunzeit schwillt der Fluß um ca. 10-15 m an Höhe an, überflutet die unteren Teile der Häuser am Fluß sowie die Sandfläche und ist dann mehrere Kilometer breit.

Und wieder habe ich Glück: mein "Resthouse", das Vishnu Resthouse, liegt ziemlich genau in der Mitte des Gangesbogens und direkt am Wasser, das spartanische Zimmer hat einen Privatbalkon (mit Affengitter)zum Ganges. Von der großen Terrasse aus überblickt man das gesamte Gangesflussgebiet, die Blickrichtung geht nach Osten zum Sonnenaufgang. Unterhalb steigen die Menschen zu ihrem rituellen Bad in das Wasser. Nebenan wird Wäsche gewaschen, indem man sie auf Steine klatscht. Allenthalben sind Boote vertäut und nur wenige hundert Meter weiter sind die Verbrennungsplätze, die Ghats, an denen die Toten ihre letzte Reise antreten.

An unsere Terrasse grenzt ein großer Krishna Tempel an, der mit dem kleinen Gelände des Hostel eine Einheit bildet.
Jeweils am frühen Abend in der Dämmerung musiziert eine Gruppe Anwohner mit Trommeln, Zimbeln, Harmonika (?) und 2 Gesangstimmen religiöse Refrains, die die Himmelssehnsucht dieses Volkes spiegeln. Die kilometerweite Gangesfläche spiegelt die lichtdurchfluteten bläulichen Farben des Himmels, alles ist in zarte  Pastelltöne getaucht. Mit Sonnenuntergang laufen entlang des Flusses Boote aus (mehr als 50), die Menschen setzen schwimmende Lichter aus in den Fluß. Vorgestern war Divali, das Lichterfest der Inder, an dem überall Lichter angezündet werden, Feuerwerk wird abgebrannt und die Dienerschaft beschenkt. Ich war derweil im Zug, aber das Spektakel dauert 5 Tage, wenngleich in abgeschwächter Form.

So werden jeden Abend, den ich hier verbringe, wunderbare Feuerwerkskörper in den lichthellen Abendhimmel verschossen - eine Augenweide. Und immer noch hat es im Oktober tagsüber mehr als 30 Grad.

Ist die Abenddämmerung blau, so ist die Morgendämmerung rot: eine Kaskade von Farben spiegelt sich im kilometerweiten Wasser und am Osthimmel, die ganze Palette von Rot, Purpur über violett ins Dunkelblau. Und immer liegt da diese fast weiße, ockergelbe Sandfläche und leuchtet ihre eigene Farbe zwischen Fluß und Himmel.

Die Kehrseite gibt es leider auch. So haben sich z.B. - im sonst sicheren Indien - in Agra und Varanassi mafiaähnliche Strukturen herausgebildet mit abenteuerlichsten Ideen, wie man aus Touristen Geld machen kann. Syndikate beschäftigen sich beispielsweise damit, Touristen in Restaurants zu vergiften um über die verbündeten Ärzte gewaltig abrechnen zu können (kein Witz!). Reiseführer wie Lonely Planet empfehlen, generell niemandem zu vertrauen, der Englisch spricht und sich auf den Straßen bewegt. Die Hotels bitten darum, um 22.00 zurück zu sein oder anzurufen bei Verspätung! Bei meinem Versuch, im Vishnu Resthouse ein Zimmer vorzubestellen, hieß es kurzerhand, das würden sie nicht mehr machen, da es mittlerweise im direkten Umkreis mehrere "Namens-Nachahmer" gäbe, die die Touristen auf der Straße oder an den Busstationen abfangen und dann zu ihren Hotels locken. Es komme daher ständig vor, daß Leute, die eigentlich in das Vishnu Resthouse möchten, irgendwo anders landen.

Und dann der Dreck in den engen (1,50 m) Gassen...!!!!
Zweifelsohne werden diese quasi täglich gekehrt und gewaschen, aber was sich bis zum Mittag ansammelt an Unrat von Affen, Hunden, unzähligen heiligen Kühen und sonstigem, spottet jeder Beschreibung. Und viele der Inder sind darin barfuß unterwegs! So soll man die Temel zwar ohne Schuhe betreten. Da das aber nicht beinhaltet, die Füße zu waschen vor Eintritt, sieht der Boden drinnen aus wie draußen - einfach unmöglich, schuhlos durch den Dreck zu laufen. Der Mann mit seiner 3m Python, auf die ich im Gedränge fast getreten wäre, ist da noch eine harmlose Erscheinung. Varanassi hat auch unter den Touristen den mit weitem Abstand größten Krankenstand indischer Städte, es ist berühmt dafür, daß man sich hier irgendwelches exotisches Zeug einfängt. In den Gassen selber herrscht das Faustrecht. Sie sind, wie gesagt, nur ca 1,50 m breit. Die Hackordnung geschieht in folgender Reihenfolge: Erst heilige Kuh, dann Motoradfahrer, dann je nach Standeshoheit entweder hochkastiger Inder oder Fahrrad und erst am Schluß das Restvieh der normalen Passanten, und das sind eine Menge.


Und der Ganges...! Daß man vom Baden in dieser schwimmenden Kloake aus schnell ins Paradies kommt, ist vom Standpunkt seiner Inhaltsstoffe her völlig verständlich, er gehört zu den dreckigsten Flüssen der Erde.

Wenn man ein bißchen von der Arroganz mancher Inder und die entsprechende Gestik drauf hat, kann man sich aber ganz unbehelligt überall bewegen, ohne ständig jemanden um sich zu haben (allgegenwärtige Rikschafahrer, Bootsleute, Schlepper, Bettler, Kinder, Schopbesitzer, Hotelmanager und was noch mehr)- insofern habe ich die Tage für mich und fühle mich ohne nennenswerte Schwierigkeiten wohl und sicher.




 
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