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Primärregenwald und Indianermythen

meine Reisen > Im Amazonasbecken


Der Primärregenwald zeichnet sich durch seine enorme Artenvielfalt aus. Im Wasser einer einzigen Bromelie z.B. wurden 400 Arten von Lebewesen gezählt. Auf wenigen Metern Fläche findet man mehr unterschiedliche Blattarten als bei uns auf einem Hektar. Viele Arten schützen sich dabei durch Toxizität vor dem Verzehr - auch das ein Grund dafür, daß der Regenwald den Einheimischen seit jeher und den Wissenschaftlern seit einigen Jahrzehnten als Medizinschrank gilt. Die Tiere, die sich in ihrer Ernährung wegen der Toxizität nur auf wenige Arten beschränken, müssen trotz des vielen Grün oft große Strecken zurück legen, um ihren Tagesbedarf an Nahrung zu decken. Meist wird ein einzelner Baum gleich von mehreren anderen Arten als eine Art Fahrstuhl zum Licht genutzt, denn nur wenige Prozent des Tageslichts kommen auf der Erde an. Die Bäume wurzeln nur oberflächlich in der Erde, weil die Humusschicht sehr dünn und das tragende Erdreich darunter uralt und von Mineralstoffen gänzlich ausgespült ist. Dadurch bilden sich regelrechte Brettwurzeln, auf denen die Bäume stehen wie auf Christbaumständern.
In der enormen Artenvielfalt liegt auch der Unterschied zum nachwachsenden Sekundärregenwald. Das ungeübte Auge fährt das Amazonasgebiet entlang und denkt sich: ist doch grün hier - warum schreien alle wegen der Abholzung. Doch die nachwachsenden Arten beschränken sich zunächst auf einige wenige. Wo also Menschen siedeln und Wald abgeholzt wird des Ertrages wegen, ist gleichzeitig eine riesige Artenvernichtung im Gange. Dort, wo große Flächen komplett gerodet werden zur Holzgewinnung oder für die Rinderherden in Brasilien, wächst danach gar nichts mehr. Auch diese Flächen gibt es zuhauf, diese bleiben tot und sind zum Teil sogar selbst auf Googlemaps zu sehen.
Die Bilder dieser Slideshow beschränken sich auf das pflanzliche Leben, um die Tiere geht es auf den anderen Seiten.

Bild 1 Der Primärregenwald zeichnet sich durch eine immense Artenvielfalt aus - man beachte die verschiedenen Blätter
Bild 2 Diese Palme dient gleich mehreren Gewächsen als Vehikel
Bild 3 Es kommt nicht viel Licht durch
Bild 6 Die Bäume wurzeln nicht tief und stehen wie Christbaumständer auf der dünnen Humusschicht
Bild 7 Die Wurzeln dienen nachts auch als Schutz vor wildern Tieren - Pumas greifen angeblich immer von vorne an

Bild 9 Und überall ist Wasser...

Bild 11 Eine eher unfreundliche Symbiose
Bild 12 ein Termitennest
Bild 13 Die Rinde des Chinachina-Baumes diente früher als Malariamittel

Bild 15 Ein wandernder Baum: bis zu 2 Meter legt er im Jahr zurück - wenn er Platz hat.
Bild 16 In den Kronen halten sich gerne Affen auf
Bild 17 Die Früchte des Kapokbaumes liefern diese Wolle, mit der die Indianer ihre Pfeile ausstatten

Bild 19 Wege der Einheimischen



Indianermythen zur Schöpfungsgeschichte

Wir haben Glück mit unserem Führer Rafael: in der Gegend um Iquitos aufgewachsen, ist er indigener Abstammung und in einer dörflichen Gemeinschaft abseits der Verkehrswege aufgewachsen- nur eine Urgroßmutter war mit einem Spanier getraut. Als Führer sagt er von sich, er kenne alle Regionen im Bereich des Peruanischen Amazonasbeckens und ebenso die naheliegenden Gebiete der angrenzenden Länder Bolivien, Ecuador und Brasilien. Zu den Schöpfungsmythen befragt, meint er, daß alle von ihm befragten Menschen ähnliches berichten:

So gibt es im ganzen Amazonasbereich Geschichten von einer Sintflut, einer grossen Überschwemmung, die alles überflutet hat. Daher beten die Leute auch heute noch, wenn zu viel Regen fällt, es möge nicht mehr so schlimm werden wie damals. Die Überflutung habe etwas mit bösen Taten derMenschen zu tun gehabt. Die Mythen und Geschichten der Indianer im Amazonasbecken unterscheiden sich seiner Ansicht nach grundlegend von denen der Hochlandindios. Meine Frage, ob er denn wisse, wer von beiden Gruppierungen erst da gewesen sei, kann er nicht beantworten - man wisse das nicht.

Was er mir im folgenden über die Schöpfung erzählt, erinnert mich frappierend an Darstellungen Rudolf Steiners zu frühen Entwicklungszuständen der Menschheit. Überraschenderweise glauben die Indianer nach seiner Aussage an einen einzelnen Schöpfer. Die Erde sei mit einer Art Nabelschnur an die Himmelswelten angebunden, in denen der Schöpfer lebt. Diese Nabelschnur hat auch eine Art ernährendes Element. Der Dschungel wiederum ist die große Mutter, die alles für den Menschen bereit stellt. Während die eingedrungenen Kulturen der letzten Jahrhunderte den Dschungel als gefährlichen und todbringende grüne Hölle bezeichnen, in dem fortwährender Konkurrenzkampf um Nahrung vorherrscht, ist die Empfindung der Indios gegenüber dem Regenwald eine gänzlich andere: sie sind die Kinder, der Dschungel ist die Mutter, die alles zum Leben notwendige bereit stellt. Und nein - gefährlich sei es hier gar nicht. Sie haben doch Heilmittel und Medikamente, der Dschungel ist eine einzig große Apotheke und für jede Krankheit gebe es ein Heilmittel. Kaum je mal komme es vor, daß jemand z.B. an einem Schlangenbiss stirbt. Auch gegen wilde Tiere wisse man sich zu schützen. So fühlen sich die Menschen im Regenwald gänzlich geborgen und versorgt.

Die Elementargeister der umgebenden Natur haben keinen Schöpfercharakter, können aber als helfende Geister hinzu gezogen werden und von Schamanen (der Begriff "Heiler" war ihm lieber) und von Frauen, die er wie Hexen beschreibt dienstbar gemacht werden.

Eine Nacht wird er uns je einzeln für eine kurze Weile auf einem Trampelpfad in einem Primärregenwald-Gebiet alleine lassen, mit der Empfehlung, das Licht der Taschenlampe aus zu lassen - er selber geht voraus. Ich, mit meiner Panik vor Spinnen, Schlangen und Ameisen, atme tief durch und füge mich. Und mache eine der erstaunlichsten Erlebnisse meines Lebens: So wie ich meine Sorge zur Seite schiebe und mich auf die Geräusche, Gerüche, die Atmosphäre und Stimmung meiner Umgebung richten kann, erlebe ich genau dieses, was Rafael den Tag später erst beschreiben wird: ein Art eingebettet sein in ein Element von Fülle und Ernährung, die gänzlich unbedrohlich scheint. (Daß man ohne Indianerwissen im Dschungel kaum überleben kann, ist mir natürlich auch klar…)


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